Frankfurt/Main, 06.08.2007 17:50 Uhr (redaktion)
Die Krise auf dem US-Hypothekenmarkt schlägt immer mehr auf die deutsche Fondsbranche durch.
Mehrere Gesellschaften schlossen Fonds wegen massiver Geldabflüsse, deren Anleger können ihre Anteile nun vorerst nicht mehr verkaufen. Wie lange die Fonds geschlossen bleiben, ist unklar.
Die zur BHF-Bank gehörende Fondsgesellschaft Frankfurt-Trust teilte am Montag mit, die Rücknahme von Anteilsscheinen ihres Fonds FT ABS-Plus werde zeitweise ausgesetzt. In der herrschenden "außergewöhnlichen Marktsituation gibt es vermehrt Verkaufswünsche unserer Anleger im FT ABS-Plus", teilte Frankfurt-Trust mit. Einem Bericht des Wirtschaftsportals "Manager-Magazin.de" zufolge kommen durch die Schließung des Fonds hunderte Anleger vorerst nicht mehr an ihr Geld.
In den vergangenen zwei Wochen hatten Investoren 40 Millionen Euro aus dem 160 Millionen Euro schweren Fonds abgezogen. Dabei ist dieser nach Angaben von Frankfurt-Trust nicht direkt im amerikanischen Subprime-Hypothekenbereich engagiert. Die Anleger sind dennoch nervös. Immer mehr befürchten, dass nicht mehr nur die zweitklassigen Hypothekenkrediten von Ausfällen betroffen sind. Das zeige das Beispiel des US-Hypothekenfinanzierers American Home, der gar nicht im Geschäft mit Ramschhypotheken engagiert war und mittlerweile pleite ist. Auch die genossenschaftliche Union Investment und die HSBC Investments Deutschland haben schon ABS-Fonds geschlossen.
Andere große Fondsgesellschaften in Deutschland wie die Allianz Global Investors und die zum Sparkassenlager gehörende DekaBank bemühen sich aber, kein Öl ins Feuer zu gießen: Die Mittelbewegungen in allen Deka-Fonds verliefen derzeit normal, sagte Sprecher Markus Rosenberg auf Anfrage. Die Deka-Fonds seien mit ihren ABS-Produkten nicht im Subprime-Bereich engagiert. Nach Angaben von Matthias Jansen von Allianz Global Investors gilt das auch für den Fonds Allianz Pimco Global ABS. Größere Mittelabflüsse gebe es dort auch nicht. Allgemein seien die Rahmenbedingen für die Fondsbranche angesichts der konjunkturellen Lage weltweit weiter gut, sagte Jansen. Durch die Krise gebe es aber bei den Anlegern eine "andere Risikowahrnehmung", räumte er ein.
ABS-Fonds legen ihre Gelder in Wertpapiere an, die mit Kreditforderungen besichert sind. Angesichts der Probleme am US-Markt für Hypotheken, die an zahlungsschwache Schuldner vergeben wurden, sind einige dieser Papiere derzeit den meisten Anlegern zu riskant. Banken in den USA haben Hausbauern mit geringer ("subprime") Bonität im großen Stil Kredite zu laxen Konditionen vergeben, was sich unter anderem wegen steigender Zinsen nun mit mehr und mehr Kreditausfällen rächt. Die Sorge vor einem Ausbreiten der Krise brachte auch die Aktien deutscher Großbanken und Versicherer in den vergangenen Wochen unter Druck.
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