Berlin, 28.08.2007 20:17 Uhr (redaktion)
Die deutschen Unternehmen sind aus der weltweiten Börsenkrise bislang mit einem blauen Auge davon gekommen.
Das Ifo-Geschäftsklima trübte sich im August zwar den dritten Monat in Folge ein, allerdings nicht so stark wie befürchtet. Das Stimmungsbarometer sank um 0,6 auf 105,8 Punkte und lässt damit weiter einen robusten Aufschwung erwarten, wie das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) am Dienstag mitteilte. Weil die langfristigen Folgen der kriselnden Finanzmärkte für die Konjunktur noch unklar sind, raten die Forscher der EZB von einer Zinserhöhung ab.
Ihre Lage beurteilten die 7000 befragten Firmen besser als zuletzt. Die Geschäftsaussichten trübten sich dagegen leicht ein. "Hier dürften auch die Turbulenzen auf den Finanzmärkten eine Rolle gespielt haben", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Der starke Euro ließ die Unternehmen ebenfalls etwas skeptischer in die Zukunft blicken. Besonders die Industrie fürchtet um ihre Exportchancen, weil der hohe Wechselkurs die Ausfuhren verteuert. "In den Erwartungen kommt nach wie vor Optimismus zum Ausdruck, er hat sich allerdings erneut abgeschwächt", sagte Sinn.
Weil Aussichten und Lage besser beurteilt wurden als im Schnitt der vergangenen Jahre, erwartet das Ifo-Institut eine Fortsetzung des robusten Aufschwungs. Es sagt ebenso wie die meisten Experten für dieses Jahr ein Wachstum von rund 2,5 Prozent voraus nach 2,9 Prozent 2006.
Obwohl die Wirtschaft die Börsenturbulenzen besser als erwartet weggesteckt hat, raten Ifo-Institut und viele Ökonomen der EZB zu einem Verzicht der für den 6. September signalisierten Zinserhöhung. "Die konjunkturellen Risiken haben sich erhöht", sagte Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim. Eine restriktivere Kreditvergabe könne leicht zu einem schwächeren Wachstum führen. Die US-Immobilienkrise hatte die Sorge vor einer Kreditklemme aufkommen lassen, weil sich die Banken untereinander kaum noch Geld leihen wollten und auch Kunden nur noch eingeschränkt Darlehen zur Verfügung stellten.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte angedeutet, auf den Zinsschritt wenn nötig zu verzichten. "Wir werden die Risiken abschätzen (...) und zu dem Zeitpunkt die geeigneten Schritte tun", sagte Trichet am Montag in Budapest. Im August hatte er noch betont, die Preisentwicklung mit "großer Wachsamkeit" zu verfolgen. Damit kündigt die EZB in der Regel eine Zinserhöhung für den nächsten Monat an. Diese Einschätzung sei noch vor den Marktturbulenzen geäußert worden, betonte Trichet nun. Die Zentralbank hatte ihren Leitzins seit Ende 2005 von zwei auf vier Prozent verdoppelt, um den Preisauftrieb während des Aufschwungs in Schach zu halten.
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