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Die Geldanlageformen der Deutschen -manche verpassen die Aktienhausse

Berlin, 28.09.2007 11:42 Uhr (redaktion)

Die Deutschen sind wohlhabend wie nie zuvor. Auf rund 4,5 Bio € stieg das Geldvermögen der privaten Haushalte zum Jahresende 2006. Das ist ein Plus von 5% gegenüber dem Vorjahr. Die zurückliegende Aktienhausse ist freilich an den meisten vorbeigegangen. Denn die Deutschen bevorzugen festverzinsliche Anlagen und Versicherungen.

Die Deutschen sind konservative Geldanleger. Sie scheuen das Risiko. Etwa ein Viertel ihres Geldvermögens haben sie in Versicherungen angelegt. Insgesamt 1.148 Mrd € betragen die Anlagen bei Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds, berufsständischen Versorgungswerken oder Zusatzversorgungseinrichtungen. Rechnet man Pensionsrückstellungen hinzu (248 Mrd € oder 5,5 %), so bezieht sich fast ein Drittel des Geldvermögens der privaten Haushalte dezidiert auf die Altersvorsorge.

Geldvermögen privater Haushalte
Geldvermögen privater Haushalte

Die Geldanlage bei Banken – sie umfasst neben Spareinlagen, Sparbriefen und Termingeldern auch Bargeld und Sichteinlagen – nahm 2006 nominell um 42 Mrd € auf insgesamt 1.541 Mrd € zu, sank jedoch anteilsmäßig leicht von 34,8 auf 34,0 %. Deutlich gestiegen ist die Anlage im Bereich festverzinslicher Wertpapiere einschließlich Zertifikaten. Die Zunahme von 423 auf 482 Mrd € ist dabei nicht auf zunehmendes Interesse an Anleihen zurückzuführen, sondern auf ein kräftiges Wachstum bei den Zertifikaten, die inzwischen eine beachtliche Vielfalt erreicht haben.

Das Aktienvermögen der privaten Haushalte stieg bis Ende 2006 auf einen Wert von 372 Mrd €. Das entspricht 8,2 % des gesamten Geldvermögens. Ein Jahr zuvor waren es 320 Mrd € bzw. 7,4 %. Der markante Zuwachs von 52 Mrd € geht aber nicht auf vermehrtes Aktiensparen zurück. Im Gegenteil: Die Deutschen haben nach Angaben der Bundesbank per saldo Aktien verkauft. Der Zuwachs ist vielmehr eine Folge der im vergangenen Jahr deutlich gestiegenen Aktienkurse. So legte beispielsweise der Deutsche Aktienindex 2006 um 22 % zu. Doch nur gut 4 Mio Deutsche besitzen Aktien. Die Mehrheit hat somit den Kursaufschwung an den Aktienmärkten verpasst.

Geldvermögen privater Haushalte in Prozentanteilen
Geldvermögen privater Haushalte in Prozentanteilen

Enttäuschend entwickelte sich im vergangenen Jahr die Anlage in Investmentfonds. Nach einer langjährigen Erfolgsgeschichte – der Anteil der Investmentfonds am Geldvermögen erhöhte sich von 4,2 % im Jahre 1991 auf 12,1% in 2005 – verzeichnete das Fondssparen 2006 nur eine leichte Zunahme von 519 auf 525 Mrd €. Anteilsmäßig fiel die Anlage in Investmentfonds auf 11,6 % zurück. Insbesondere offene Immobilienfonds und Aktienfonds fielen in der Gunst der Anleger.

Im statistischen Durchschnitt kam Ende 2006 auf jeden Einwohner Deutschlands ein Geldvermögen von etwa 55.000 €, darunter Bargeld, Sicht- und Spareinlagen, Termingelder und andere Geldanlagen bei Banken in Höhe von etwa 18.700 €. Die Ansprüche aus Lebensversicherungen, an Pensionskassen, Pensionsfonds oder ähnliches summierten sich im Durchschnitt auf fast 14.000 € pro Person. Auf Aktien entfielen etwa 4.500 €, auf Investmentfonds immerhin rund 6.400 €.

Zieht man vom Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland deren Schulden ab – nach Angaben der Deutschen Bundesbank betragen die Kredite und sonstigen Verbindlichkeiten unverändert knapp 1,6 Bio € – bleibt unter dem Strich ein „Nettogeldvermögen“ von annähernd 3 Bio €. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass der überwiegende Teil der Kredite, mehr als 1 Bio €, für den Wohnungsbau aufgenommen wurde. Diesem Teil der Schulden stehen demnach in gewissem Umfang Immobilienwerte gegenüber, die bei der Bilanzierung des gesamten Vermögens der Bundesbürger ebenfalls zu berücksichtigen sind.

 

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