Frankfurt/Main, 07.02.2008 09:45 Uhr (redaktion)
Die Deutsche Bank hat die Verschärfung der weltweiten Finanzkrise fast ohne neue Abschreibungen weggesteckt und 2007 einen Rekordgewinn eingefahren.
Der Überschuss lag vorläufigen Zahlen zufolge mit 6,5 Milliarden Euro um sieben Prozent über dem Ergebnis von 2006, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Donnerstag mitteilte. Zwar brach der Nachsteuergewinn im Schlussquartal vor allem wegen Einbußen im Investmentbanking um 47 Prozent auf 969 Mio Euro ein. Damit übertraf das Institut aber die durchschnittlichen Analystenerwartungen und schnitt deutlich besser als ab als viele Konkurrenten, die mit Verlusten kämpfen. Auch für 2008 gab sich Vorstandschef Josef Ackermann trotz des anhaltend schwierigen Marktumfelds optimistisch, die Ziele zu erreichen.
Anders als von einigen Anlegern befürchtet traf die Deutsche Bank kein Abschreibungsschock. Die Wertberichtigungen in Folge der nochmals verschärften Kreditmarktturbulenzen im letzten Vierteljahr 2007 bezifferte das Geldhaus mit weniger als 50 Millionen Euro netto. Damit summieren sich die krisenbedingten Abschreibungen 2007 insgesamt auf gut 2,3 Milliarden Euro - wenig verglichen mit zweistelligen Milliardenbeträgen bei vielen US-Wettbewerbern und der schweizerischen Großbank UBS. Ackermann hatte wiederholt deutlich gemacht, dass die Krise für sein Haus weitgehend abgehakt sei. Dennoch waren an den tief verunsicherten Finanzmärkten bis kurz vor Bekanntgabe der Zahlen Zweifel geblieben.
Das Vorsteuerergebnis sank im letzten Vierteljahr 2007 um 25 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Die neuen Abschreibungen seien ausschließlich bei zugesagten Großkrediten angefallen, die derzeit wegen des Marktumfelds nicht weiterverkauft werden könnten, erklärte die Bank. Im Geschäft mit zweitklassigen Hypotheken (Subprime), verbrieften Wohnungsbaukrediten oder anderen komplexen Schuldverschreibungen (CDOs) seien aber unter dem Strich keine weiteren Wertberichtigungen nötig gewesen. Die Bank hatte ihr CDO-Engagement im dritten Quartal auf unter eine Milliarde Euro zurückgefahren.
Völlig spurlos ging die Krise aber auch an der Deutschen Bank nicht vorbei. Im Investmentbanking, dem traditionellen Wachstumsmotor des Instituts, brach der Vorsteuergewinn um fast 60 Prozent auf 447 Millionen Euro ein. Im dritten Quartal hatte dort allerdings sogar ein Verlust in den Büchern gestanden. Vor allem im Geschäft mit strukturierten Anleiheprodukten sanken die Erträge, während die Bank im Devisen- und Geldmarkthandel sowie im Beratungsgeschäft Zuwächse verzeichnete.
Negativ zu Buche schlug eine auf 329 Millionen Euro deutlich erhöhte Risikovorsorge im Kreditgeschäft. Dies sei auf Probleme mit einem einzelnen Kunden im Investmentbanking zurückzuführen und kein Zeichen für eine allgemein erhöhte Ausfallgefahr, sagte ein Sprecher. In den Medien war zuletzt von einem wackelnden Milliardenkredit an den Immobilieninvestor Harry Macklowe in den USA die Rede. Das Institut bestätigte das aber nicht.
In der Finanzkrise erwies sich wie schon im dritten Quartal das Privatkundengeschäft als Treiber. Auch dank Kundenzuwächsen in Deutschland legte die Sparte ihr bestes viertes Quartal der Geschichte hin: Der Gewinn stieg um 13 Prozent auf 252 Millionen Euro. Die Kundenzahl weltweit kletterte 2007 auf vergleichbarer Basis um eine Million auf 13,8 Millionen.
Für 2008 bekräftigte Ackermann die "Vision" eines Gewinns vor Steuern von 8,4 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr waren es 8,7 Milliarden Euro. In der Erklärung war aber zugleich von weiter herausfordernden Marktbedingungen und einem unsicheren Konjunkturumfeld die Rede. Dies dürfte Auswirkungen auf das Kapitalmarktgeschäft haben, warnte die Bank. In den vergangenen Wochen hatten an den Märkten die Zweifel zugenommen, dass das Geldhaus sein Gewinnziel für 2008 erreichen wird.
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