Frankfurt/Main, 18.02.2008 12:09 Uhr (redaktion)
Um gut 17 Prozent ist der deutsche Markt für derivative Wertpapiere im vergangenen Jahr gewachsen. Das von Privatanlegern investierte und zum 31.12.2007 ausstehende Volumen („Open Interest“) belief sich bei 13 Emittenten, die sich an der entsprechenden monatlichen Erhebung beteiligten, auf EUR 94,6 Mrd.
Auf Grundlage dieser Erhebung schätzt der Deutsche Derivate Verband das Marktvolumen des Gesamtmarkts auf EUR 135,1 Mrd. Sehr viele Anleger hatten im abgelaufenen Jahr, das mitunter stark von der US-Subprime-Krise gezeichnet war, auf seitwärts tendierende oder leicht steigende Kurse gesetzt. So konnten Express- Zertifikate, Discount-Papiere und Zertifikate mit Bonus- oder Teilschutz-Mechanismus zwischen Januar und Dezember 2007 überdurchschnittliche Zuwächse verzeichnen. Bedingt durch eine hohe Zahl endfälliger Zertifikate verringerte sich allerdings das Gesamtvolumen im Dezember deutlich.
Im Jahr 2007 gingen sehr viele Investoren von einem Szenario mit vorwiegend seitwärts tendierenden Kursen aus. Ablesen lässt sich diese Markteinschätzung an dem starken Zuwachs in der Produktkategorie Expresspapiere. Sie waren 2007 die Produktgruppe mit dem mit Abstand stärksten prozentualen Wachstum und legten von EUR 8,6 Mrd. im Dezember 2006 um 71,9 Prozent auf EUR 14,8 Mrd. im Dezember 2007 zu. Auf Platz zwei folgten Discountzertifikate mit einem Wachstum von 33,6 Prozent oder EUR 3,2 Mrd. Sie lagen damit knapp vor den Bonus- und Teilschutzzertifikaten, die ein Plus von 27,8 Prozent bzw. EUR 4,5 Mrd. verbuchen konnten.
Die Stärke von Express-, Discount- und Bonus-/Teilschutzzertifikaten zeigt auch, dass die Anleger durchaus risikobewusst sind und eher Wert auf die Sicherung ihres Kapitals als auf überdurchschnittliche Partizipationschancen an steigenden Kursen legten. So ging das in Outperformance- und Sprintzertifikate investierte Volumen 2007 um 33,6 Prozent oder EUR 405,6 Mio. zurück. Gleichzeitig lagen Garantieprodukte in der Gunst der Anleger mit einem Open Interest von EUR 30,2 Mrd. noch immer an der Spitze, obwohl sie im Jahr 2007 mit 0,9 Prozent nur einen sehr geringen Zuwachs erzielen konnten. Sie stehen damit nach wie vor für fast ein Drittel des von Privatanlegern in derivative Wertpapiere investierten Volumens.
Bei den Basiswerten für Anlagezertifikate haben Rohstoffe erneut an Beliebtheit gewonnen. Das investierte Volumen wuchs in dieser Produktkategorie um 20 Prozent auf EUR 1,6 Mrd. Eine Überraschung gab es bei Hedge-Fonds-Zertifikaten. Hatten diese im Jahr 2006 noch massiv an Boden verloren, so erzielten sie 2007 einen Zuwachs von 23 Prozent. Damit stehen Hedge-Fonds-Zertifikate mit einem Open Interest von EUR 4,6 Mrd. für fünf Prozent des in Anlageprodukten investierten Volumens.
Zahlreiche Produkte mit Laufzeitende – Rückgang des Marktvolumens im Dezember
Im Monat Dezember verringerte sich das in Zertifikate investierte Volumen gegenüber dem Vormonat um 3,9 Prozent. Der Rückgang von EUR 3,8 Mrd. beruht im Wesentlichen auf der Endfälligkeit zahlreicher Zertifikate. Das Kapital von EUR 4,6 Mrd., das an die Anleger am Ende der Laufzeit zurückfloss, wurde nicht vollständig reinvestiert (s. Anlage 8). Besonders deutlich wurde dies bei den Aktienanleihen. Deren Volumen verringerte sich im Dezember um EUR 141,7 Mio., wovon allein EUR 120 Mio. auf laufzeitbedingte Rückflüsse zurückzuführen sind. Bei den Discountzertifikaten wurde hingegen ein großer Teil reinvestiert, nämlich EUR 1,5 Mrd. von den 2,5 Mrd., die an Anleger zurückgeflossen waren. Bei Bonus- und Teilschutzzertifikaten erreichte das investierte Volumen mit einem minimalen Rückgang von 0,3 Prozent oder EUR 61,5 Mio. nahezu das Niveau des Vormonats.
Zertifikate schützen das Vermögen
Zwischen dem 18. und 23. Januar fielen die Kurse im DAX um gut 12 Prozent, und damit noch stärker als im Juli und August vergangenen Jahres. In einer solchen Marktsituation kommt es für viele Anleger darauf an, dass trotz der Kursverluste die Schutzmechanismen seiner Zertifikate halten. Der DDV hat den Zeitraum vom 21. bis 28. Januar statistisch ausgewertet und zwar mit einem bemerkenswerten Ergebnis: Trotz der erheblichen Kursverluste sind knapp 90 Prozent des in Bonus- und Teilschutzzertifikaten investierten Vermögens weiterhin abgesichert. Die Barrieren und Risikopuffer blieben bei den 13 teilnehmenden Emittenten, die in die Untersuchung einbezogen wurden, bei 82,3 Prozent aller Bonus- und Teilschutzzertifikate unberührt. „Zertifikate mit Schutzmechanismen haben ihren Nutzen für die Anleger gerade bei den jüngsten Kurseinbrüchen erneut unter Beweis gestellt. Es hat sich allerdings auch gezeigt, dass die Anleger die entsprechenden Risikopuffer nicht zu klein dimensionieren sollten“, erklärte hierzu Dr. Hartmut Knüppel, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Derivate Verbandes.
„Das starke Wachstum des Derivate-Marktes im vergangenen Jahr macht deutlich, dass die Anleger gerade in schwierigen Marktphasen nach entsprechend strukturierten Produkten verlangen. Auch in diesem Jahr hat der Markt für Zertikate ein großes Wachstumspotential“, so Knüppel. „Der neue Verband wird im Jahr 2008 die bereits begonnenen Initiativen zur Verbesserung der Produkttransparenz fortsetzen und dem Anleger mit einem neu entwickelten Zertifikate-Rating die Orientierung in der Welt der derivativen Wertpapiere wesentlich erleichtern. So bestehen gute Chancen, dass der deutsche Zertifikate-Markt in diesem Jahr erstmals ein Marktvolumen von mehr als EUR 150 Mrd. erreichen wird.“
Seit nunmehr drei Jahren publiziert das Derivate Forum seine Marktvolumensstatistik, die mittlerweile bei 13 Emittenten erhoben wird. Ab sofort wird die Statistik durch den DDV weitergeführt. Im Laufe dieses Jahres werden weitere Emittenten hinzukommen. Dies ermöglicht eine noch präzisere Abbildung des Gesamtmarktes.
Die Marktvolumensstatistik hat in den vergangenen drei Jahren u.a. gezeigt, dass der Löwenanteil des Open Interest auf Anlagezertifikate entfällt, während spekulative Produkte nur einen Bruchteil des Marktes ausmachen. Die Statistik ermöglicht also nicht nur eine Einschätzung des Gesamtmarktes, sondern zeigt auch aktuelle Anlagetrends und Marktmeinungen der Anleger auf.
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