Berlin, 21.02.2008 11:23 Uhr (FS)
Thema Beteiligungskapital: Die in Deutschland aktiven Beteiligungsgesellschaften haben 2007 mit 4,1 Mrd. € rund 13 Prozent mehr investiert als im Vorjahr. Gleichzeitig konnten die Gesellschaften auch beim Fundraising das Vorjahresergebnis verbessern und warben so viele neue Mittel ein wie zuletzt im Jahr 2000.
Dies geht aus der heute vom Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e. V. (BVK) veröffentlichten Jahresstatistik 2007 für den deutschen Beteiligungskapitalmarkt hervor. Dieses positive Ergebnis kann jedoch nicht die anhaltende Unzufriedenheit der Branche mit dem Gesetzgeber und den in Deutschland geltenden Rahmenbedingungen überdecken. Knapp die Hälfte der BVK-Mitglieder bewertet laut einer Befragung die rechtlichen Rahmenbedingungen als mangelhaft oder befriedigend.
2007 investierten die Beteiligungsgesellschaften 4,1 Mrd. € in 1.078 Unternehmen. 2006 flossen 3,6 Mrd. € in 970 Unternehmen. Das Investitionsplus ist auf eine Zunahme der Buy-Out-Investitionen zurückzuführen. Zurückgegangen sind dagegen die Venture Capital-Investitionen. Nach 1,0 Mrd. € im Jahr 2006 waren es 2007 noch 840 Mio. €. Diesem Volumenrückgang steht allerdings eine deutlich gestiegene Zahl der mit Venture Capital finanzierten Unternehmen auf gegenüber. Dies spricht für ein aktiveres Investitionsgeschehen, wobei die Venture Capital-Gesellschaften jedoch geringere Mittel in die einzelnen Unternehmen investieren. Innerhalb des gesamtes Venture Capital-Bereiches verzeichneten die Frühphaseninvestitionen erfreuliche Zugewinne. Deren Volumen kletterte von 264 Mio. € auf 349 Mio. € und deren Anzahl von 337 auf 467. Sowohl die Start up- als auch die Seed-Investitionen konnten deutlich zulegen.
Mit fast 80 % floss der Großteil der Investitionen wie auch schon in den Vorjahren in den Buy-Out-Bereich. Hier summierten sich die Investitionen auf 3,3 Mrd. € und übertrafen das Vorjahresvolumen von 2,6 Mrd. € um gut ein Viertel. Neben einigen sehr großen Transaktionen wurden zahlreiche Buy-Outs bei mittelständischen Unternehmen durchgeführt. Die Zahl der Buy-Out-Transaktionen übertraf mit 100 nochmals das sehr aktive Vorjahr (92 Buy-Outs), was für die anhaltende Attraktivität des deutschen Mittelstands spricht.
? Fundraising
Der Begriff zielt hier "auf die Beschaffung von Kapital (engl. fund – Kapital, to raise – beschaffen)" ab. Kapitalgeber können Privatanleger, Versicherungen oder auch Fonds sein. Die Kapitalverwendung erfolgt dann für unterschiedliche Engagements, die neben der Kapitalausstattung für z.b. innovative Unternehmen den Sinn der besonderen Rendite für den Kapitalgeber hat. Somit ist ein gutes Management in den Beteiligungsgesellschaften ausschlaggebend.
Im allgemeinen ist der Begriff des "Fundraising-Managements" insbesondere für Spendenorganisationen in Verbindung zu bringen.
Das Fundraising der deutschen Beteiligungsgesellschaften erreichte 2007 ein Volumen von 4,2 Mrd. € und stieg damit um rund die Hälfte gegenüber dem Vorjahr (2,8 Mrd. €). Zum gesamten Fundraising trugen unabhängige, ihre Mittel bei institutionellen Investoren einwerbende Fonds 2,9 Mrd. € bei. Damit konnten der seit 2004 zu beobachtende Aufwärtstrend fortgesetzt und das beste Fundraising-Ergebnis seit dem Jahr 2000 erreicht werden. Dieses ist jedoch nicht auf eine breite Verbesserung der Fundraisings zurückzuführen, sondern vielmehr auf einige große Fonds etablierter deutscher Gesellschaften.
So steuerten die sechs größten Fonds mit jeweils mehr als 200 Mio. € Volumen zusammen fast 2,2 Mrd. € zum Gesamt-Fundraising bei.
Die neuen Mittel konnten vor allem von Buy-Out-Fonds eingeworbenen werden. Hierhin flossen allein 2,3 Mrd. €. Mehr als ein Drittel der neuen Mittel stammt von internationalen Kapitalgebern. Betrachtet man nur das unabhängige Fundraising steigt deren Anteil auf weit über 50 %, was die existenzielle Bedeutung ausländischer Investoren für deutsche Beteiligungsgesellschaften unterstreicht. Die positiven Marktzahlen können aber das anhaltende Stimmungstief der deutschen Beteiligungsgesellschaften und den Nachholbedarf im Vergleich mit den anderen nationalen Private Equity-Märkten in Europa nicht überdecken. Insbesondere das zwar vordergründig hervorragende Fundraising-Ergebnis ist auch auf einige Gesellschaften zurückzuführen, die inzwischen im Ausland ihre Fonds auflegen. Diese umgehen die hierzulande nicht wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen, denen sich die anderen deutschen Gesellschaften noch ausgesetzt sehen. Inzwischen äußern aber zunehmend Gesellschaften ihre Pläne ebenfalls ins Ausland zu gehen, was den Wirtschafts-, Technologie- und Gründerstandort Deutschland irreparablen Schaden bringen würde.
Der Ausblick auf 2008 fällt verhalten optimistisch aus. Das Fundraising dürfte nicht das Niveau des abgelaufenen Jahres erreichen, da viele Gesellschaften in jüngster Vergangenheit neue Fonds geschlossen haben und die Planungen eher für 2009 verstärkt neue Fonds erwartet lassen. Unsicherheitsfaktor bleiben die rechtlichen Unwägbarkeiten. Bei den Investitionsaktivitäten erwartet der BVK in den einzelnen Marktsegmenten unterschiedliche Entwicklungen. Im Venture Capital-Bereich wird 2008 kaum Änderungen zum abgelaufenen Jahr bringen. Bei den Buy-Outs ist insbesondere bei den kleinen und mittleren Buy-Outs ein anhaltend aktives Geschäft zu erwarten, da das Angebot attraktiver mittelständischer Unternehmen groß ist und viele neu geschlossene Fonds ihre Investitionsaktivitäten ausbauen dürften. Dagegen dürfte im Segment der großen Buy-Outs, wo fast ausschließlich ausländische Gesellschaften aktiv sind, erst ab Mitte des Jahres mit einer Entspannung der Situation nach der Kreditkrise zu rechnen sein.
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