Frankfurt/Main, 22.02.2008 19:05 Uhr (redaktion)
Fast vier Jahre nach dem Kauf von ATU Auto Teile Unger muss der US-Finanzinvestor KKR für die schwächelnde Werkstattkette noch einmal tief in die Tasche greifen.
Gemeinsam mit der Beteiligungsfirma Doughty Hanson will KKR 140 Millionen Euro frisches Kapital nachschießen, wie ein Sprecher am Freitag sagte. Mit der Geldspritze wollen sich die beiden Eigentümer des oberpfälzischen Unternehmens die weitere Unterstützung der ATU-Gläubiger sichern und einen möglichen Angriff von Hedgefonds verhindern. Die notwendige Zustimmung der Banken zu dem neuen Finanzierungspaket steht aber noch aus. Die Stützung geht einher mit Plänen, die Abhängigkeit von ATU vom Saisongeschäft zu verringern.
Die US-Beteiligungsfirma KKR hält rund 80 Prozent an ATU, der europäische Investor Doughty Hanson den Rest. In etwa diesem Verhältnis beteiligen sich beide Finanzkreisen zufolge auch an der neuen Kapitalspritze.
Die ATU-Eigner stehen unter Druck, da die Firma mit ihren 15.000 Mitarbeitern vor allem wegen eines schwachen Winterreifengeschäfts nicht die erhofften Ergebnisse liefern konnte.
Der operative Gewinn blieb Finanzkreisen zufolge 2007 mit knapp über 100 Millionen Euro hinter den in den Kreditverträgen geforderten Summen zurück, was die Banken auf den Plan ruft. Sie könnten sich nun zurückziehen und die Anleihen etwa an Hedge-Fonds verkaufen, die dann den Beteiligungsfirmen das Leben schwermachen könnten.
KKR ist zuversichtlich, bis Ende März grünes Licht von den Gläubigern zur neuen Finanzierungsstruktur zu bekommen. "Der Ball liegt jetzt bei den Banken", sagte der KKR-Sprecher. ATU ist derzeit mit rund 800 Millionen Euro verschuldet.
Am Freitag präsentierte der künftige ATU-Chef Michael Kern den Gläubigern die neue Strategie, die unter anderem auf einen Ausbau des Flotten- und Autoglasgeschäfts setzt. Kern startet ATU zufolge nun am 1. März. Nach den bisherigen Planungen sollte der frühere VW-Vertriebschef sein Amt erst am 1. April antreten.
Doughty Hanson hatte ATU 2004 nach dem Scheitern eines Börsengangs für 1,45 Milliarden Euro an KKR verkauft und sich kurz danach wieder beteiligt. Ein Großteil der Übernahme war wie bei Beteiligungsfirmen üblich mit Schulden finanziert worden, die dann auf die Firma übergewälzt wurden.
(reuters)
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