Finanzen Markt & Meinungen Startseite

 

Testergebnisse: Rürup-Rente auf dem Prüfstand - Altersvorsorge mit Steuerkick

Berlin, 15.04.2008 14:46 Uhr (redaktion)

Für alle, die keinen Riester-Vertrag abschließen dürfen, gibt es eine Alternative: die Rürup-Rente. Vor allem Selbstständige und Freiberufler können so steuerbegünstigt Geld für das Alter ansparen. Finanztest hat 76 Angebote untersucht und sechs für „sehr gut“ befunden.

Erstmals hat Finanztest Rürup-Renten untersucht und mit Qualitätsurteilen bewertet. Im Test waren die klassischen Rürup-Rentenverträge - jeweils 38 Produkte für Frauen und für Männer. Klassisch nennt sich die Variante der Rürup-Rente, bei der die Versicherer die Beiträge überwiegend in sichere Zinspapiere investieren und nicht in Fonds. Die beiden Direktversicherer CosmosDirekt und Europa sowie die Debeka haben für ihre Angebote für Frauen und Männer das Qualitätsurteil „sehr gut“ erhalten. 11 Anbieter haben sowohl für ihre Tarife für Frauen als auch für Männer ein „gut“ bekommen. Drei Angebote sind aber nur „ausreichend“.

100 Euro Unterschied bei garantierter Rente
Entscheidendes Kriterium für ein geeignetes Angebot ist die Höhe der garantierten monatlichen Rente. Sie ist dem Kunden sicher. Die Tarife liegen bis zu knapp 100 Euro bei der Garantierente auseinander. So bekommt der 40-jährige Mann, der 25 Jahre lang jährlich 6 000 Euro in einen Rürup-Vertrag einzahlt, bei CosmosDirekt ab dem 65. Lebensjahr eine garantierte monatliche Rente von 821 Euro. Bei der Barmenia sind es nur 722 Euro. Auch bei den Tarifen für Frauen führt die CosmosDirekt mit 741 Euro Garantierente das Testfeld an. Sehr gut bei der garantierten Rente sind auch Europa, WGV, HanseMerkur, Delta Loyd und mamax. Die Tester haben die garantierte Rentenhöhe mit 45 Prozent in ihr Qualitätsurteil einfließen lassen.

Abbrechen kann teuer werden
Kann aber ein Sparer seine Beiträge nicht mehr zahlen und will deshalb den Vertrag beitragsfrei stellen, dann werden Nachteile offensichtlich. So legen die Versicherer fest, dass der Kunde wenigstens so viel Beiträge bis zum Zeitpunkt der Beitragsfreistellung gezahlt haben muss, dass eine Mindestrente erreicht ist. Setzt er mit seinem Beitrag vorher aus, sieht er von seinem Geld nichts wieder.

Rente steigt mit Überschüssen
Wie hoch die spätere Rente tatsächlich sein wird, hängt von den Überschüssen ab. Diese erzielen die Unternehmen vor allem auf dem Kapitalmarkt, wo sie die Beiträge der Kunden anlegen. Sind die Versicherer dort erfolgreich, gibt es mehr Rente. So erhöht zum Beispiel die Debeka die 799 Euro garantierte Rente unseres Modellkunden auf 1 237 Euro – vorausgesetzt sie wirtschaftet künftig genauso gut wie in den vergangenen Jahren. Für mögliche Überschüsse haben die Tester den Anlageerfolg des Unternehmens betrachtet und ihn mit 35 Prozent in der Gesamtbewertung gewichtet.

Hohe Steuerersparnisse
Im Vergleich zur Riester-Rente, wofür es Zulagen vom Staat und Steuervorteile gibt, wird die Rürup-Rente nur steuerlich gefördert. Vor allem Selbstständige und Freiberufler, aber genauso gutverdienende Arbeitnehmer und Beamte profitieren in der Einzahlungsphase von Steuerersparnissen. Das Finanzamt erkennt die Steuervergünstigungen bis zur Höhe von 20 000 Euro für Alleinstehende und 40 000 Euro für Ehepaare an und zieht dieses Jahr 66 Prozent als Sonderausgaben ab. Das sind bis zu 13 200 Euro für Singles, 26 400 Euro für Ehepaare. Der abzugsfähige Betrag steigt jedes Jahr um zwei Prozent bis im Jahr 2025 ganze 100 Prozent steuerfrei sind – bis zu den genannten Höchstbeträgen. Dafür müssen künftige Rürup-Rentner einen je nach Rentenbeginn steigenden Anteil ihrer Rente versteuern. Wer zusätzliche Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung oder in ein berufsständisches Versorgungswerk einzahlt, für den mindern sich die Abzugsbeträge für die Rürup-Rente entsprechend.

Rüruprente Testergebnisse
Rüruprente: die besten Testergebnisse

Tipps:
Selbstständig. Wenn Sie selbstständig sind, auf eine lebenslange Rente Wert legen und damit rechnen, die Beiträge bis zum Rentenalter zahlen zu können, fahren Sie gut mit der Rürup-Rente. Die Rendite ist höher als bei ­einer vergleichbaren privaten Altersvorsorge.

Angestellt. Wenn Sie Angestellter oder Beamter sind, prüfen Sie Alternativen. Die Riester-Rente oder eine betriebliche Altersvorsorge ist für Sie fast immer besser. Wollen Sie jedoch mehr als die dort geförderten Höchstbeiträge von 2 100 Euro (Riester-Rente) oder 4 344 Euro (Betriebsrente) sparen, können Sie zusätzlich eine Rürup-Rente abschließen.

Auswahl. Bei der getesteten klassischen Rürup-Rente steckt der Versicherer Ihren Sparbeitrag überwiegend in sichere Zinspapiere. Bei der fondsgebundenen Variante tragen Sie als Kunde das Risiko. Laufen die Fonds schlecht, könnten Sie Verluste bei Ihrer Rente erleiden.

Beiträge. Zahlen Sie Ihren Beitrag möglichst jährlich. Bei monatlicher Zahlung erheben die Versicherer Zuschläge. Verzichten Sie auf einen Vertrag mit dynamischen Beitragssteigerungen. Sonst steigt der Beitrag Jahr für Jahr. Und die Höhe der Rente ist für Sie nur schwer nachzuvollziehen.

Beitragsfreistellung. Wenn Sie die Beiträge nicht mehr zahlen können oder wollen, können Sie Ihren Vertrag beitragsfrei stellen. Fragen Sie den Versicherer vor Vertragsabschluss nach einer Modellrechnung für diesen Fall, damit Sie eine Vorstellung davon bekommen, wie hoch Ihre Rente dann sein wird.

www.test.de

 

» Zur Startseite von Finanzen Markt & Meinungen