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AKTUELLES Abhörskandal bei der Telekom - Ricke und Zumwinkel stark belastet

Bonn, 24.05.2008 13:56 Uhr (redaktion)

Der ehemalige Vorstandschef der Deutschen Telekom, Kai-Uwe Ricke, sowie der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Zumwinkel sind nach einem Bericht des "Handelsblatts" offenbar tiefer in die Spitzelaffäre des Konzerns verstrickt als bislang bekannt.

29.05.2008
In der Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" gegen acht Beschuldigte. Darunter seien der frühere Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Kai-Uwe Ricke, und der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der Telekom, Klaus Zumwinkel. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat wollen Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten. Im Rahmen der Ermittlungen durchsuchte die Staatsanwaltschaft Bonn die Konzernzentrale. Nach einem Zeitungsbericht erteilte die Telekom bereits im Jahr 2000 Spitzelaufträge, um Informanten aus dem Konzern und missliebige Journalisten zu identifizieren.

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die acht Beschuldigten wegen des Verdachts, dass sie das Post- und Fernmeldegeheimnis sowie das Datenschutzgesetz verletzt haben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, seit dem Morgen gebe es "Ermittlungsmaßnahmen" bei der Telekom. Die Staatsanwaltschaft habe das Ermittlungsverfahren bereits "im Laufe der Woche" eingeleitet.

28.05.2008
Ein Mitarbeiter der Abteilung Konzernsicherheit habe vor drei Jahren den Auftrag bekommen, herauszufinden, wie interne Unterlagen an die Presse gelangten, sagte der frühere Personalvorstand der Deutschen Telekom und Ex-Leiter der Abteilung für Konzernsicherheit, Heinz Klinkhammer, der Zeitung.

"Dieser Auftrag, die Lücken für die Indiskretionen zu finden und zu schließen, ist an mir sowie am Chef der Konzernsicherheit vorbei aus dem Umfeld Ricke und Zumwinkel erteilt worden", sagte Klinkhammer. Der Mitarbeiter habe ihm versichert, "dass Ricke und Zumwinkel ihm in der Angelegenheit einen Maulkorb erteilt haben", sagte Klinkhammer. "Der Mann, der diesen Auftrag hatte, durfte weder mit mir noch mit seinem Chef darüber sprechen."

Am Wochenende hatte Telekom-Vorstandschef René Obermann eingeräumt, dass der Konzern 2005 und teilweise auch 2006 Telefon-Verbindungsdaten missbraucht habe. Demnach wurde damals geprüft, wann und wie lange Manager und Aufsichtsräte mit Journalisten telefoniert haben, um herauszufinden, wer die Presse mit internen Informationen versorgt haben könnte. Zu dieser Zeit war Ricke an der Spitze des Konzerns und Zumwinkel Chef des Aufsichtsrats. Klinkhammer war von 1996 bis 2006 als Personalvorstand des Bonner Konzerns auch für die Konzernsicherheit verantwortlich.

Ricke weist die Behauptungen seines ehemaligen Vorstandskollegen Klinkhammer zurück: "Diese Vorwürfe sind unwahr und haltlos", sagte er dem "Handelsblatt". Ein Sprecher von Klaus Zumwinkel erklärte: "Herr Zumwinkel hat keinen persönlichen Auftrag erteilt." Die Geschäfte eines Unternehmens führe der Vorstand. Die Deutsche Telekom wollte sich laut "Handelsblatt" nicht äußern.

Sollten die Vorwürfe stimmen, dann hat die Telekom der Zeitung zufolge unter anderem das Fernmeldegeheimnis gebrochen. Noch sei allerdings unklar, wie genau der Auftrag an den Mitarbeiter der Konzernsicherheit aussah, ob er wirklich zu illegalen Machenschaften angestiftet worden sei oder dies ohne Wissen seiner Auftraggeber getan habe, berichtet das "Handelsblatt".

Der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom will sich am Mittwoch in einer außerordentlichen Sitzung mit dem Thema beschäftigen. Die 20 Mitglieder des Kontrollgremiums sollen über den Stand der Dinge informiert werden und das weitere Vorgehen beraten. (AFP)

26.05.2008
Die Deutsche Telekom soll nach einem Bericht des "Spiegels" mehr als ein Jahr lang Telefonate von eigenen Managern und Aufsichtsräten sowie Journalisten observiert haben.
Zugleich bemühte er sich in einem Interview der "Bild"-Zeitung (Montagausgabe) um Schadensbegrenzung. "Die Daten unserer Millionen Mobilfunk- und Festnetzkunden sind sicher", sagte Obermann. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, so würde dies klar seinem Verständnis von Datenschutz widersprechen.

"Fälle von Fehlverhalten müssen aufgeklärt werden und harte Konsequenzen nach sich ziehen", erklärte Obermann weiter. Außerdem stellte sich der Konzernchef demonstrativ vor seine Belegschaft: "Wir haben 240.000 hoch engagierte und korrekt arbeitende Mitarbeiter, die mein Vertrauen genießen."

Die Deutsche Telekom soll nach einem Bericht des "Spiegels" mehr als ein Jahr lang Telefonate von eigenen Managern und Aufsichtsräten sowie Journalisten observiert haben. Ziel sei die Auswertung mehrerer hunderttausend Verbindungsdaten gewesen, berichtete das Magazin unter Berufung auf ein Fax einer von der Telekom beauftragten Sicherheitsfirma. Die Telekom bestätigte am Samstag Erkenntnisse über Missbrauch von Daten und schaltete die Staatsanwaltschaft ein. Die Ermittler wollen im Lauf der Woche über ihr weiteres Vorgehen entscheiden.

Dem Magazinbericht zufolge sollte mit der Überwachung die Weitergabe vertraulicher Informationen aus Vorstand und Aufsichtsrat aufgespürt werden. Die Vorfälle seien in der Amtszeit des früheren Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke und des damaligen Aufsichtsratschefs Klaus Zumwinkel geschehen. (ThomsonReuters)

25.05.2008
Die Deutsche Telekom soll mehr als ein Jahr lang Telefonate von eigenen Managern, Aufsichtsräten und Journalisten observiert haben. Ziel sei die Auswertung mehrerer hunderttausend Verbindungsdaten gewesen, berichtete der "Spiegel" unter Berufung auf ein Fax einer von der Telekom beauftragten Sicherheitsfirma. Die Telekom bestätigte am Samstag Erkenntnisse über Missbrauch von Daten wie Zeit und Gesprächsteilnehmern und schaltete die Staatsanwaltschaft ein. Die Ermittler wollen im Lauf der Woche über ihr weiteres Vorgehen entscheiden.

Dem Magazinbericht zufolge sollte mit der Überwachung die Weitergabe vertraulicher Informationen aus Vorstand und Aufsichtsrat aufgespürt werden. Die Vorfälle seien in der Amtszeit des früheren Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke und des damaligen Aufsichtsratschefs Klaus Zumwinkel geschehen.

Der "Spiegel" zitierte aus einem Fax der Sicherheitsfirma an die Telekom vom 28. April, in dem das Berliner Unternehmen die Geschäftsbeziehung aufgekündigt habe. Ziel der Spähoperationen "Clipper", "Rheingold" und anderer Projekte sei demnach "die Auswertung mehrerer hunderttausend Festnetz- und Mobilfunk-Verbindungsdatensätze der wichtigsten über die Telekom berichtenden deutschen Journalisten und deren privaten Kontaktpersonen" gewesen. Dies sei bei "mehreren Aufsichtsratsmitgliedern der Arbeitnehmerseite" wiederholt worden "über einen Zeitraum von insgesamt anderthalb Jahren".

Dem "Spiegel" zufolge wird in dem Fax an die Telekom auch behauptet, weitere Spähattacken seien "konkret geplant und beauftragt" gewesen, unter anderem "die Überwachung eines Ihrer Anteilseigner mit Hauptsitz in New York". Dort ist der Finanzinvestor und Telekom-Großaktionär Blackstone ansässig.

Telekom-Chef Rene Obermann, der im fraglichen Zeitraum Chef der Mobilfunksparte war, versprach eine lückenlose Aufklärung: "Ich bin über die Vorwürfe zutiefst erschüttert. Wir nehmen den Vorgang sehr ernst." Er bestätigte, dem Vorstand seien am 28. April gewichtige Vorwürfe durch ein Schreiben eines offenbar an den Vorgängen extern Beteiligten bekannt geworden. Die Telekom habe am 14. Mai Anzeige erstattet. Zudem sei eine Anwaltskanzlei mit einer Untersuchung beauftragt worden. Nach derzeitigen Erkenntnissen sei es 2005 und nach aktuellen Behauptungen auch 2006 zu einem Missbrauch von Verbindungsdaten gekommen. Dabei handle es sich um Uhrzeit, Länge und Teilnehmer von Telefonaten. Es gebe hingegen keine Hinweise darauf, dass Gespräche abgehört worden seien.

Bereits im Sommer 2007 war die Telekom nach eigenen Angaben aufgrund interner Hinweise einem Einzelfall nachgegangen und hatte diesen aufgeklärt. Dies habe zu weitreichenden Veränderungen in der Konzernabteilung Sicherheit geführt.

Ricke und Zumwinkel bestritten dem "Spiegel" gegenüber, von den geschilderten Vorgängen gewusst zu haben. Ricke sagte, zwar sei in Absprache mit Zumwinkel die Konzernsicherheit mit Untersuchungen beauftragt worden, um undichte Stellen aufzuspüren. Er betonte jedoch: "Ich habe niemals illegale Aufträge erteilt und erst recht zu keinem Zeitpunkt angeordnet, Telefonverbindungsdaten auszuspähen." Ein Sprecher von Zumwinkel sagte dem Magazin: "Die behaupteten Datenspeicherungen sind, wenn sie geschehen sind, nicht mit dem Einverständnis des damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden erfolgt."

Der Bonner Oberstaatsanwalt Friedrich Apostel sagte am Sonntag, die Telekom habe der Behörde den Sachverhalt mitgeteilt. Dieser werde geprüft, über die Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens werde im Lauf der Woche entschieden.

Telekom-Aufsichtsratsmitglied Lothar Schröder und der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagierten empört auf die mutmaßliche Spitzelaffäre. Schröder sprach von einem "Skandal". "Es wäre schon ein dicker Hund, wenn ein Unternehmen seinen eigenen Aufsichtsrat kontrolliert", sagte Schröder, der auch Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi ist. Der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken sprach von einem Angriff auf die Pressefreiheit.

(ThomsonReuters)

24.05.2008
Um undichte Stellen im Vorstand und Aufsichtsrat aufzuspüren, habe der Konzern Telefonverbindungsdaten sammeln und auswerten lassen, berichtete das Magazin "Der Spiegel" am Samstag vorab.Die Telekom habe während der Amtszeit des früheren Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke und des damaligen Aufsichtsratschefs Klaus Zumwinkel eine Berliner Beratungsfirma beauftragt, die Datensätze mit den Nummern von Journalisten abzugleichen.

Der amtierende Telekom-Chef Rene Obermann versprach am Samstag rückhaltlose Aufklärung und ließ nach eigenen Angaben die Staatsanwaltschaft einschalten. Die dem Unternehmen vorgelegten Vorwürfe beträfen Verbindungsdaten, aber kein Abhören von Gesprächen, hieß es in einer Mitteilung des Konzerns.

Der "Spiegel" zitiert aus einem Fax der Beratungsfirma, das vor wenigen Wochen bei der Telekom eingegangen sei. Ziel der Spähoperationen "Clipper", "Rheingold" und einiger anderer "Nebenprojekte" sei "die Auswertung mehrerer hunderttausend Festnetz- und Mobilfunk-Verbindungsdatensätze der wichtigsten über die Telekom berichtenden deutschen Journalisten und deren privaten Kontaktpersonen" gewesen. Dies sei bei "mehreren Aufsichtsratsmitgliedern der Arbeitnehmerseite" wiederholt worden "über einen Zeitraum von insgesamt anderthalb Jahren".

Die Telekom erstattete nach eigenen Angaben bereits am 14. Mai Anzeige. "Ich bin über die Vorwürfe zutiefst erschüttert. Wir nehmen den Vorgang sehr ernst", erklärte Obermann. "Wir haben die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und werden sie bei ihren Bemühungen um eine lückenlose Aufklärung unterstützen". Zugleich sei eine Kölner Anwaltskanzlei auf Wunsch des Vorstands und des Aufsichtsrats mit der Untersuchung der Vorfälle beauftragt worden.

(ThomsonReuters)

 

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