Banken in Not: FinTechs, Digitalisierung und ruinöser Niedrigzins
Düsseldorf, 12.10.2016 15:48 Uhr (Finanzredaktion)
Zweidrittel der Entscheider in Banken sehen düstere Wolken am Kreditwirtschaftshimmel. Bankenaufsicht, Regulierung, Niedrigzinsen, Digitalisierung und IT bereiten Kopfzerbrechen. Die Konsolidierung naht.
Im Juli 2016 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Sopra Steria Consulting insgesamt 120 Vorstandsmitglieder und Führungskräfte der bedeutendsten Banken Deutschlands und Österreichs. Davon 100 Institute aus Deutschland und 20 aus Österreich. Die Ergebnisse sind im neuen "Branchenkompass Banking 2016" zusammengefasst.
An der Not der Banken sind laut Sopra Steria Consulting hauptsächlich das ruinöse Zinsniveau, der wachsende Compliance-Druck und der verschärfte Wettbewerb mit zunehmender Konkurrenz aus der digitalen Welt schuld. Das Gros der Branche setzt als Ausweg auf verstärkte Digitalisierung. Doch wird auch dieser Rettungsring nicht lange oben schwimmen - wenn Banken ihr Geschäftsmodell nicht von Grund auf neu aus der Sicht des „digitalisierten Kunden“ umgestalten.
Ergebnisse des Branchenkompass Banken 2016
Zwei Drittel aller deutschen und österreichischen Banken rechnen damit, dass sich die Kreditwirtschaft bis 2019 schlechter entwickeln wird als die jeweilige Gesamtwirtschaft in beiden Ländern - vor zwei Jahren waren nur halb so viele derart pessimistisch gestimmt. Besonders negativ wirkt sich laut aktuellem Branchenkompass von Sopra Steria Consulting die fortgesetzte Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank aus. Viele Banker sehen dadurch die Rentabilität mancher herkömmlichen Finanzprodukte grundsätzlich in Frage gestellt. Schwer belastet werden die Bilanzen aber auch vom steigenden Aufwand infolge immer neuer regulatorischer Anforderungen - zum Beispiel die anspruchsvollen Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften im Risikomanagement-Framework von Basel III. Nicht zuletzt sehen viele Studienteilnehmer ihre Ertragslage durch branchenfremde Anbieter bedroht, die ihre digitalen Dienstleistungen direkt an die Wertschöpfungskette etablierter Banken andocken.
Fast alle (97 Prozent) glauben, dass der Regulierungsdruck die Prozess- und IT-Standardisierung weiter vorantreiben wird. Auch das Industrialisierungstempo dürfte in den kommenden zwei Jahren deutlich zulegen: 87 Prozent der befragten Entscheider planen bis 2019 entsprechende Investitionen im Bereich Gesamtbanksteuerung sowie 73 Prozent im Vertriebskanalmanagement. Durchschnittlich 20 Prozent der Investitionsetats fließen in die Erneuerung der IT-Anwendungslandschaft. Bei Genossenschaftsbanken und Sparkassen sind es mit 17 beziehungsweise 15 Prozent etwas weniger, bei Kreditbanken dagegen mit fast 30 Prozent deutlich mehr. Den größten Block im durchschnittlichen Investitionsbudget macht nach wie vor das Vertriebs- und Kundenmanagement aus. Hier stieg der Anteil in den vergangenen zwei Jahren von 20,9 auf 22,5 Prozent.
Neue Geschäftsmodelle der Banken 2016 vs 2014
Die zentralen Herausforderungen der Banken in 2016 sind:
- Internetbanking und Mobile Banking dominieren in den kommenden Jahren den Vertrieb. Mittelfristig steigen die Investitionen hier deutlich. Der klassische Filialvertrieb zieht dagegen immer weniger Investitionsbudgets auf sich, auch wenn er in der aktuellen Bestandsaufnahme nach wie vor der wichtigste Kanal ist.
- Bei den mittelfristigen Investitionen stehen das Kreditgeschäft und die Finanzberatung von Geschäfts- und Firmenkunden im Mittelpunkt. Jeweils mehr als zwei Drittel der befragten Banken wollen ihre Investitionsbudgets vor allem in diese beiden Bereiche lenken. In den vergangenen Jahren war dieses Segment eine der wenigen Ertragsperlen der Kreditinstitute. Vor allem der deutsche Mittelstand ist angesichts solider Bilanzen und guter wirtschaftlicher Perspektiven als Kunde begehrt. Zwar sinkt die Profitabilität des Firmenkundengeschäfts wegen des intensiven Wettbewerbs der Banken, dennoch scheint es attraktiv zu bleiben.
- Der anhaltende Regulierungsdruck, niedrige Zinsen und die Digitalisierung erhöhen den Kostendruck der Banken. Für die Institute heiß das, sich organisations-, produkt- und prozessseitig schlank aufzustellen, um Mittel für den Transformationsprozess freizuschaufeln. Dies führt zu einer zunehmenden Industrialisierung und einem Outsourcing all dessen, was nicht zur Kernkompetenz gehört. Unter dem Strich bleibt die Bedeutung der Standardisierung und Automatisierung in der Bankenbranche hoch.
Der Branchenkompass Banken 2016 kann für Euro 75,00 inkl. MwSt (7%) hier erworben werden.
(Quelle: Sopra Steria Consulting zählt zu den Top Business Transformation Partnern in Deutschland. Als ein führender europäischer Anbieter für digitale Transformation bietet Sopra Steria eines der umfassendsten Angebotsportfolios für End-to-End-Services am Markt)
Banken Digitalisierung
* Bitte halten Sie sich an die Netikette und vermeiden persönliche Anschuldigungen, Beleidigungen und Ähnliches. Verbreiten Sie außerdem keine Unwahrheiten, Vermutungen, Gerüchte sowie rufschädigende oder firmeninterne Informationen. Beachten Sie die Rechte Anderer und urheberrechlich geschützter Quellen. Bei rechtlichen Verstößen haften Sie in vollem Umfang. Aus diesem Grund sind wir gezwungen, Ihre IP-Adresse und Ihren Provider zu speichern. Mit dem Speichern Ihres Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regelungen einverstanden.
- BaFin ordnet Moratorium bei der North Channel Bank an
- Finanzen News | Robert Halver Analyse zum Aktienmarkt
- Konzept der EU zum Ausbau der erneuerbaren Energie
- EU schafft Regeln für autonomes Fahren und Fahrerassistenzsysteme
- Börse News | Hellman & Friedman bietet EUR 460,00 je zooplus AG Aktie
Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.
Portalsystem 2024 © FSMedienberatung