DIHK Konjunktur | Industrie und Export mit wachsenden Unsicherheiten
Berlin, 11.02.2019 11:44 Uhr (Wirtschaftsredaktion)
Bisher war es politisches Gerangel um neue Grenzen im Handel. Jetzt erreicht die Praxis deutsche Unternehmen. Die aktuelle DIHK Konjunkturumfrage in der Zusammenfassung.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat die Ergebnisse seiner jüngsten Konjunkturumfrage unter rund 27.000 Unternehmen vorgestellt und dabei die Wachstumsprognose für 2019 von zuletzt 1,7 Prozent auf nunmehr 0,9 Prozent kräftig zurückgeschraubt.
"Das Konjunkturbild in Deutschland verschlechtert sich deutlich", warnte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben, als er die Ergebnisse der Erhebung heute gemeinsam mit DIHK-Konjunkturexpertin Sophia Krietenbrink in Berlin vorstellte. "Insbesondere die Industrie leidet unter den Verwerfungen im außenwirtschaftlichen Umfeld."
Betroffen seien nicht nur die Exporteure, sondern auch verbundene Zulieferer und Dienstleister im Inland. Und: Nach neun Jahren Wachstum, beginne auch die Binnenkonjunktur zu schwächeln. "Gleichzeitig fehlt es vielen Unternehmen, denen es eigentlich besser gehen könnte, an Fachkräften, um weiter zu wachsen", so Wansleben. Als Geschäftsrisiko betrachteten dies 61 Prozent der Befragten, in der Baubranche sogar 81 Prozent.
"Der Ausblick der Unternehmen verdunkelt sich daher", sagte Wansleben. Die Einschätzungen der Geschäftserwartungen hätten in allen Wirtschaftszweigen erheblich nachgelassen. Die Sorgen um die Nachfrage aus dem In- und Ausland nähmen spürbar zu; die Exporterwartungen fielen so niedrig aus wie zuletzt 2012. Auch die Investitions- und Beschäftigungsabsichten hätten im Laufe des vergangenen Jahres merklich nachgelassen, fasste der DIHK-Hauptgeschäftsführer die Umfrageergebnisse zusammen.
Ein wichtiger Grund für die Eintrübung: "Die wirtschaftspolitische Unsicherheit hinterlässt ihre Spuren. Aus Sicht der Unternehmen ist bislang trotz des langen Aufschwungs ein politischer Aufbruch in wichtigen Zukunftsfragen hierzulande nicht geglückt."
Weniger Wirtschaftswachstum - aber keine Krise
Für 2019 rechne der DIHK daher nur noch mit 0,9 Prozent Wachstum, berichtete Wansleben. "Insoweit nehmen wir unsere Prognose vom Herbst letzten Jahres von 1,7 Prozent kräftig zurück." Eine wirtschaftliche Krise prognostiziere der DIHK jedoch aktuell nicht. Allerdings könne das Wachstum noch stärker zurückgehen, wenn es zu einem chaotischen Brexit komme.
Der DIHK-Hauptgeschäftsführer nannte die aktuelle Konjunkturentwicklung einen "Weckruf für die Politik". Die Unternehmen in Deutschland erwarteten, dass auch die zahlreichen standortpolitischen Probleme endlich gelöst würden. Vorrangig seien ein zügiger Ausbau der Energienetze, die flächendeckende Versorgung mit Glasfaseranschlüssen und 5G-Mobilfunk entlang aller Verkehrswege und auch im ländlichen Raum. Und: "Die Unternehmen brauchen zusätzliche Gewerbeflächen. Die Plan- und Genehmigungsverfahren müssen beschleunigt werden. Das Gleiche gilt für die Sanierung und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur."
Sophia Krietenbrink warf in Berlin einen Blick auf die Branchen. Die Anzeichen für eine langsamere konjunkturelle Gangart kämen aus allen Wirtschaftszweigen, erläuterte sie; "die Gründe unterscheiden sich jedoch". Die Rückgänge in der Industrie seien am stärksten, was vor allem auf das schwierige außenwirtschaftliche Umfeld zurückzuführen sei. Der Konsum sei zwar weiterhin eine gewisse Konjunkturstütze, doch nähmen die Sorgen um die Inlandsnachfrage zu. "Auch der Bauboom verliert etwas an Schwung", so die DIHK-Konjunkturexpertin. Häufig mangele es an Personal, um Erweiterungen vorzunehmen.
Es gebe allerdings auch "Aufwärtsrisiken", also Verbesserungspotenzial für die DIHK-Prognose, fuhr Krietenbrink fort. Dabei nannte sie die Möglichkeit eines positiven Gegeneffektes nach den Schwierigkeiten bei der Umstellung auf den neuen PKW-Abgasstandard WLTP, die Chance, dass der Ölpreis auf seinem niedrigen Niveau verbleibe, und die Potenziale für stärker steigende Exporte in Schwellenländer.
(Quelle: DIHK Berlin)
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