Berlin, 25.04.2018 11:48 Uhr (redaktion)
In ihrem Frühjahrsgutachten prognostizieren die Immobilienweisen ein Ende des seit 2010 anhaltenden Immobilienbooms. Bis 2022 könnten die Kaufpreise um 25 bis 30 Prozent zurückgehen, warnt das Forschungsinstitut empirica.
Immer mehr Anlage-Experten raten ihren Kunden von Immobilieninvestments ab. Ist alles nur Panikmache oder ist Beton bald wirklich nicht mehr Gold wert?
Es gibt gute Gründe, die für ein Ende des Immobilienbooms sprechen: Es wird so viel gebaut wie lange nicht. Wurden 2014 in Berlin lediglich 8.700 Wohnungen fertiggestellt, waren es 2016 bereits 13.700. In diesem Jahr werden geschätzte 18.700 hinzukommen. Damit würden sich Angebot und Nachfrage erstmalig in etwa die Waage halten. Entwickelt sich die Bautätigkeit in diesem Tempo weiter, dürfte sich mittelfristig wieder eine gesunde Leerstandsquote entwickeln, die den angespannten Markt entspannt. Zudem ziehen jährlich rund 10.000 Berliner in den Speckgürtel, weil die Mieten und Kaufpreise dort deutlich niedriger sind und sich der Traum vom eigenen Haus mit Garten wesentlich günstiger realisieren lässt.
Was noch dafür spricht, dass die Partystimmung ins Wanken gerät, sind die allmählich wieder anziehenden Baugeldzinsen. Lag der Zinssatz für Hypothekendarlehen 2016 bei 1,03 Prozent sind es mittlerweile 1,53 Prozent. Angesichts der Tatsache, dass der Zinssatz vor Beginn des Immobilienbooms bei 4,2 Prozent lag, ist ein Anstieg von 0,5 Prozent immer noch vergleichsweise gering. Allerdings haben sich die Preise für Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäuser seit 2010 mehr als verdoppelt. Die teilweise absurd überhöhten Preise konnten bislang noch durch die extrem geringen Kreditkosten finanziert werden. Das wird nun zunehmend schwieriger.
Zudem wird in der Bankenszene erwartet, dass die EZB ihre Niedrigzinspolitik über kurz oder lang beendet. Baufinanzierer rechnen damit, dass die Hypothekenzinsen diese Entwicklung vorwegnehmen und im Laufe des Jahres weiter anziehen werden. Noch entscheidender ist aber, dass die US-Notenbank ihren Leitzins seit 2015 bereits fünfmal angehoben hat. Weitere Zinsschritte werden vermutlich folgen. Sollte die Differenz zwischen dem Leitzins in den USA und dem in Europa auf 2,25 oder mehr Prozent steigen, werden US-Staatsanleihen für institutionelle Investoren attraktiver als Pfandbriefe deutscher Hypothekenbanken. Die Party würde damit langsam zu Ende gehen.
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