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Aktienfonds und Abgeltungssteuer - FINANZTest Kompaktanalyse

Dokument: Berlin, 20.02.2008 10:54 Uhr (redaktion)

Abstürze der Aktienkurse wie vor wenigen Wochen lassen sich langfristig bequem mit guten Aktienfonds aussitzen. Dabei müssen Anleger die ab 2009 wirksame Abgeltungssteuer nicht fürchten. Sie schmälert zwar die Rendite, dennoch bleibt beim Sparer noch genügend hängen.

Erstmals haben die Tester aus ihrem Fondsdauertest die Aktienfonds ermittelt, die sich seit Jahren an der Spitze gehalten haben. Die Langzeitbeobachtung dieser Produkte zeigt deutlich: Fonds, über deren Aktienzusammensetzung Manager entscheiden, können deutlich besser abschneiden, als Indexfonds. Letztere spiegeln einen Marktindex wider, wie den deutschen Aktienindex DAX oder den europäischen Index Euro Stoxx. Der beste Indexfonds im Dauertest für den Weltmarkt ist der Balzac World mit einem jährlichen Wertanstieg von 8,9 Prozent. Dagegen erreichte der beste aktiv gemanagte weltweit aufgelegte Aktienfonds, der M&A Global Basics, über die letzten fünf Jahre einen Wertzuwachs von 23,5 Prozent.

Spitzenfonds schlagen Indexfonds
Sparer bekommen von Anlageberatern öfter den Tipp, ihr Geld langfristig lieber in Indexfonds zu investieren, die sich am Markt orientieren und nicht von den Fähigkeiten eines Managers abhängen. Mit ihnen schneiden Anleger nicht schlechter, aber auch nicht besser ab als der Markt. Dieser Rat ist aber der nicht der beste. Mit einem gemanagten Fonds können drei Szenarien eintreten: Der Anleger kann besser, schlechter oder ähnlich wie der Markt abschneiden. Läuft es gut, kann ein Anleger eine deutliche höhere Rendite erzielen als mit einem Indexfonds. Das gilt selbst dann, wenn er seine Fonds zwischenzeitlich wechselt und die Abgeltungsteuer in Kauf nimmt. Für Anleger mit langem Atem empfehlen die Tester die Aktienmärkte Welt, Europa und Euroland. Die Spitzenfonds der letzten fünf Jahre hat FINANZtest aufgelistet.

Fonds stecken Abgeltungssteuer weg
Trotz der 2009 in Kraft tretenden Abgeltungssteuer sollte sich kein Anleger grundsätzlich gegen gemanagte Aktienfonds entscheiden. Beim Nachrechnen kamen die Tester zu dem Ergebnis: Ein Depot aus gemanagten Fonds muss nicht einmal zwei Prozentpunkte mehr Rendite bringen als ein Indexfonds, damit es trotz Abgeltungsteuer besser abschneidet. Dem liegt die Annahme zu Grunde, dass sich die Aktienmärkte im Schnitt mit zehn Prozent Plus pro Jahr entwickeln. Die Rechnung geht sogar für Anleger auf, die ihre Fonds jedes Jahr wechseln.

Gemanagte Fonds sind erste Wahl
Beispiel: Ein Anleger will sein Geld 20 Jahre liegen lassen. Er stellt sein Depot alle zwei Jahre komplett um, das nächste Mal im Jahr 2010, dann 2012 und so fort. Die Kursgewinne der Fonds, die er dieses Jahr kauft und 2010 verkauft, sind noch steuerfrei. Danach fällt jedes Mal Abgeltungsteuer an. Um den Steuerabzug wettzumachen, müssen die aktiv gemanagten Fonds nur 1,5 Prozentpunkte besser sein als die Indexfonds. Diese Hürde war für die aufgeführten Spitzenfonds in den vergangenen fünf Jahren kein Problem. Fazit: Wem es nichts ausmacht, sein Depot ein- oder zweimal im Jahr zu kontrollieren, für den sind aktiv gemangte Fonds auch nach Einführung der Abgeltungssteuer die beste Wahl.

Test Fonds
Fondsergebnisse im Dauertest (Zum vergrößern bitte auf das Bild klicken)

 
Tipps: in welche Fonds investieren
Letzte Chance. Dieses Jahr ist Ihre letzte Gelegenheit, sich auf Jahre hinaus steuerfreie Kursgewinne zu sichern. Für alle Fonds, die Sie haben oder vor dem Jahresende noch kaufen, gilt beim Verkauf die alte Steuerregelung. Räumen Sie deshalb jetzt Ihr Depot auf. Gute Fonds behalten Sie, schlechte tauschen Sie aus. Überprüfen Sie Ihre Fonds mit dem Dauertest Fonds. Zur langfristigen Geldanlage empfiehlt FINANZtest die Aktienmärkte Welt, Europa und Euroland.

Guter Mix. Behalten Sie das Risiko im Blick. Die Verführung ist groß, Zinsan­lagen in großem Stil in Aktienfonds ­umzuschichten, um sich so steuerfreie Kursgewinne auch in Zukunft zu sichern.

Irrglaube. Die Geldanlage, für die Sie am wenigsten Steuern zahlen, ist nicht unbedingt die beste. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Anleger haben schon sehr viel Geld verloren, nur weil sie dem Finanzamt nichts abgeben wollten, wie bei den steuergünstigen Ost-Immobilien in den 1990er Jahren.

Indexfonds. Wenn Sie ein bequemer Anleger sind und sich um nichts kümmern möchten, greifen Sie lieber zu Indexfonds. FINANZtest empfiehlt marktbreite Indizes, die große und kleine Werte enthalten. Für Europa kommt für Sie zum Beispiel der Fonds Pictet ­Europe Index infrage, der sich auf den Index MSCI Europa bezieht. MSCI ist die Abkürzung für die Investmentbank Morgan Stanley Capital International, die den Index mit seinen mehr als 600 Werten berechnet.

Fondssparpläne. Beachten Sie, dass für die Besteuerung von Fondssparplänen das ­Datum der Einzahlungen zählt. Auch Fondssparpläne, die Sie schon seit Jahren besparen, sind von der Abgeltungsteuer betroffen. Das gilt aber nur für die Einzahlungen vom Jahr 2009 an.

Zweites Depot. Wenn Sie nach 2008 weiter in einen bestehenden Fondssparplan einzahlen wollen, eröffnen Sie am besten ein zweites Depot. Dann können Sie Fondsanteile, mit denen Sie noch steuerfreie Kursgewinne machen können, von abgeltungsteuerpflichtigen Anteilen trennen.

www.test.de

 
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