Berlin, 19.10.2018 16:49 Uhr (Gastautor)
Die Bauwirtschaft schätzt ihre Wirtschaftslage positiv ein. Auch Handel und Dienstleister profitieren von der starken Binnennachfrage. Allerdings spürt die Industrie und hierbei besonders Großunternehmen, dass der Wind international rauer wird.
Auf Grundlage der Umfrage, die auf rund 27.000 Unternehmensantworten basiert, senkt der DIHK seine Wachstumsprognose von ursprünglich 2,7 Prozent (Jahresbeginn 2018) über 2,2 (Frühsommer 2018) auf nunmehr 1,8 Prozent.
Auch die DIHK-Prognose für 2019 liegt nur bei 1,7 Prozent. "Sorgen bereitet uns, dass Investitionen und vor allem der Export an Schubkraft einbüßen", erläuterte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Dagegen werde der Inlandskonsum wieder stärker zur Konjunkturstütze. "Hier macht sich die gute Arbeitsmarktsituation mit steigenden Einkommen bemerkbar - auch als Ergebnis der bisher guten Weltkonjunktur und des für uns damit verbundenen Exportwachstums."
Die deutsche Wirtschaft läuft noch immer auf hohen Touren. Die Bauwirtschaft schätzt ihre Wirtschaftslage so positiv ein wie noch nie. Auch Handel und Dienstleister profitieren von der starken Binnennachfrage. Das Bild bleibt aber nicht ungetrübt: Industrie und hierbei besonders Großunternehmen spüren, dass der Wind international rauer wird. Sie machen bei der Bewertung ihrer Geschäftslage im Herbst 2018 bereits Abstriche.
Geschäftserwartungen
Die Unternehmen blicken merklich verhaltener auf ihre künftigen Geschäfte - die stärkste Eintrübung der Geschäftserwartungen seit vier Jahren. Besonders deutlich zeigt sich das in der Industrie. Hemmnisse und Risiken spüren die Betriebe noch stärker als im Frühsommer. Das Top-Risiko Fachkräftemangel gewinnt nochmals an Bedeutung. Hinzu kommen schwierigere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen - und zwar in Deutschland und weltweit. Dabei schlagen die eingetrübten internationalen Perspektiven der deutschen Unternehmen am stärksten ins Kontor. In puncto Energie- und Rohstoffpreise kommen - zu den hierzulande hohen und absehbar weiter steigenden Stromkosten - Belastungen durch höhere Öl- und Gaspreise hinzu.
Exporterwartungen
Die Ausfuhrerwartungen erhalten einen deutlichen Rückschlag. Der Exporterwartungssaldo liegt nun unter seinem langjährigen Durchschnitt. Die handelspolitischen Verwerfungen verunsichern die Unternehmen und hinterlassen bereits sichtbare Spuren im Geschäft. Die Unternehmen befürchten, dass die grassierenden Handelskonflikte, insbesondere zwischen der USA und China, sich im Laufe der nächsten zwölf Monate gravierend auf den Handel niederschlagen. Gerade Investitionsgüterproduzenten erwarten vor diesem Hintergrund ein Abflachen ihres internationalen Geschäfts. In vielen wichtigen Absatzmärkten zeichnet sich eine langsamere konjunkturelle Gangart ab. Die Schwellenländer fallen als Wachstumstreiber in nächster Zeit zumindest teilweise aus.
Investitionsabsichten
Die gestiegene Unsicherheit der Unternehmen spiegelt sich auch in einer etwas nachlassenden Investitionsdynamik wider. Weniger Betriebe als zuletzt wollen ihre Budgets ausweiten. Insgesamt verbleiben die Pläne jedoch auf solidem, hohem Niveau. Neben den günstigen Finanzierungsbedingungen ist hierfür nicht zuletzt die in vielen Bereichen hohe Kapazitätsauslastung sowie die Digitalisierung in den Betrieben ursächlich. Kapazitätsausweitungen und Produktinnovationen bleiben dabei auch im Herbst 2018 wichtige Investitionsmotive. Am aktuellen Rand steigt zudem leicht der Anteil der Unternehmen, die Investitionen in Rationalisierungsmaßnahmen planen. Hier zeigt sich der schon lange beklagte Fachkräftemangel.
Beschäftigungsabsichten
Der deutliche Rückgang der Geschäftserwartungen schlägt sich bisher nur bedingt in den Beschäftigungsabsichten nieder. Die Beschäftigungspläne gehen gegenüber dem Frühsommer nur leicht zurück. Gerade in Zeiten knapper Fachkräfteverfügbarkeit halten Unternehmen an ihren qualifizierten Teams fest. Trotz zurückhaltendender Konjunkturerwartungen und trotz der Sorgen um steigende Arbeitskosten setzt sich der gesamtwirtschaftliche Beschäftigungsaufbau auch im vierzehnten Jahr fort - wenngleich mit etwas verringertem Tempo.
(Quelle: DIHK Berlin)