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Zertifikateexperte Christian Grabbe | Russland und China im Fokus

Dokument: FrankfurtMain/München, 19.03.2013 20:11 Uhr (Christian Grabbe)

Russische Aktien so preiswert wie nie zuvor. Hohe Korrelation zum Ölmarkt. Geduldige Anleger setzen mit Zertifikaten auf eine Reduzierung des Putin-Abschlages und einen Anstieg der Energiepreise.

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Christian Grabbe
Christian Grabbe ist Derivateexperte bei der Münchner Baader Bank AG und zuständig für alle Derivategeschäfte.

Öffentlichkeit und Investoren warten nur auf Negativschlagzeilen aus Russland. Die regierungs- und kirchenkritische Punkrock-Band Pussy Riot aus Moskau und die Einschränkung der freien Meinungsäußerung stehen eher im Fokus als die positive Entwicklung. Die recht robuste russische Wirtschaft in einem insgesamt rezessiven Umfeld in Europa und die soliden Haushaltszahlen seien nur die Folge des hohen Ölpreises, so die Kritiker.

Dennoch, mit einer Schuldenquote von 11,8 Prozent hat Russland in Europa einen Vorzeigehaushalt. Das osteuropäische Land hat nach Ansicht von Marcus Svedberg, Volkswirt der schwedischen Asset Managementgesellschaft East Capital, durch Antikorruptionsmaßnahmen und den WTO-Beitritt Russlands große Fortschritte gemacht. Das sehen auch unabhängige Institutionen. So stufte die Weltbank Russland in der jüngsten Doing Business-Studie vor Brasilien und Indien ein. Russlands Präsident Vladimir Putin hat es sich in seiner dritten Amtsperiode zum Ziel gesetzt, von dem aktuellen 120. Platz bis auf den 20. Rang vorzudringen.

Doch die Anleger investieren ihr Kapital eher in China als in den preiswerten russischen Aktienmarkt. Nach Angaben von Bloomberg wird der Markt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 5 bewertet. Nach Einschätzung von East Capital befindet sich die Bewertung von russischen Aktien – gemessen an dem MSCI Russia – rund 50 Prozent unter dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre. Die Aktien im MSCI Russia werden gegenüber dem MSCI Emerging Markets mit einem Rekorddiscount von 64 Prozent gehandelt. Selbst die Aktienmärkte in Tansania, Pakistan und Nigeria werden höher bewertet. Die Aktien werden wegen der Rechtsunsicherheit, der staatlichen Eingriffe und der wenig transparenten Regierung mit einem riesigen Abschlag gehandelt.

Auf der anderen Seite notieren die russischen Anleihen auf einem Rekordhoch. Dies ist angesichts der soliden Wirtschaftsperspektiven des Riesenreiches fundamental nicht gerechtfertigt. Die Fortschritte Russlands werden kaum berücksichtigt. Der Konsum entwickelt sich prächtig. Die börsengelisteten russischen Unternehmen müssen mittlerweile bei der Rechnungslegung internationale Standards anwenden. Darüber hinaus sind die Dividendenzahlungen der Unternehmen kräftig angestiegen. Die russische Wirtschaft ist im vergangen Jahr um 3,5 Prozent gewachsen. Und damit deutlich stärker als in den USA (+2 Prozent) und Deutschland (+1 Prozent). Die Weltbank hat zwar ihre Prognose in Bezug auf die Entwicklung des russischen Bruttoinlandsprodukts für das laufende Jahr um 0,3 Prozent nach unten korrigiert. Aber mit geschätzten 3,3 Prozent liegt das Wachstum immer noch höher als das der G8-Staaten. Für 2014 traut die Weltbank der russischen Wirtschaft ein Wachstum von 3,6 Prozent zu. Positive Wachstumsimpulse sollen hier die Infrastrukturinvestitionen für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi bringen.

Nach Ansicht von Svedberg bleiben die Wirtschaftsperspektiven Russlands gut, sofern die Ölpreise nicht kräftig zurückgehen. Im vergangenen Jahr erzielte der russische RTS-Index einen Gewinn von mehr als 12 Prozent. Das neue Jahr begann vielversprechend. Im Februar korrigierte aber der russische Aktienmarkt um rund 5 Prozent, weil die Rohstoffpreise in der Breite zurückgingen. Die Korrektur machte damit die Gewinne, die sich im laufenden Jahr angehäuft hatten, zunichte. Lediglich der Aktienmarkt der Ukraine konnte gegen den Trend 8,2 Prozent zulegen.

Die Banken haben eine Reihe von Produkten im Angebot, mit denen Anleger auf eine Reduzierung des Bewertungsabschlages des russischen Aktienmarktes oder auch auf einen Kursanstieg durch eine Fortsetzung des Aufwärtstrends beim Ölpreis setzen können.

Von der Deutschen Bank kommt ein Index-Zertifikat auf den von der deutschen Börse berechneten DAXGlobal Russia Preisindex (DE000DB6GHT2), mit dem Anleger eins zu eins ausgewogen an der weiteren Entwicklung des russischen Aktienmarktes partizipieren können. Das Zertifikat musste in den abgelaufenen 12 Monaten rund 8,3 Prozent abgeben. Das Partizipationszertifikat der Raiffeisenbank Centrobank (RCB) auf den Konkurrenzindex RTX (AT0000A0A1K1) verzeichnete im Zwölfmonatszeitraum einen Verlust von 9,5 Prozent.

Für mutige Anleger wird von der Royal Bank of Scotland ein Mini- Future auf den RDX (DE000AA5BFY3) angeboten, beim dem die Anleger mit einem Hebel von 5,6 an der Entwicklung des russischen Aktienmarktes partizipieren können. Die Knock-out-Barriere liegt ebenso wie der Basispreis bei 1.331 Punkten. Bezogen auf den aktuellen Kurs hat der Anleger einen Sicherheitspuffer zur Barriere von 10,4 Prozent.

Der Anleger hat auch die Möglichkeit, gezielt mit Indextrackern auf einzelne Sektoren zu setzen. Das RDX Oil & Gas Index-Zertifikat (DE000HV5A949) basiert auf der Entwicklung von Werten wie Lukoil, Gazprom, Rosneft, Tatneft, Surgutneftegaz, Novatek und Gazpromneft. Das Produkt musste in den vergangenen zwölf Monaten einen Verlust von 12,1 Prozent hinnehmen. Das RDX Mining & Metals Index-Papier (DE000HV5A931) enthält Unternehmen wie Norilsk Nickel, Evraz Group, Polyus Gold und TMK. Hier steht allerdings ein Verlust von 16,73 Prozent zu Buche.

Der Autor dieses Artikels ist Christian Grabbe, Derivateexperte bei der Baader Bank AG und zuständig für alle Derivategeschäfte. Weitere Informationen rund um die Themen Indizes, Aktien, Anleihen, Hebelprodukte, ETFs, Devisen und Rohstoffe erhalten Sie auf www.Baadermarkets.de

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