Düsseldorf, 07.08.2017 11:47 Uhr (Gastautor)
Insbesondere beim Thema Bezahldienste weht den Banken starker Wind seitens innovativer Fintechs entegegen. Was bedeutet der Strukturwandel in der Finanzbranche für das Fondsmanagement?
Analyse von Guy de Blonay, Fondsmanager des Jupiter Global Financials SICAV bei Jupiter Asset Management..
Bankaktien konnten zuletzt aus gutem Grund zulegen, denn Zinserhöhungen schlagen sich in einer verbesserten Nettozinsmarge nieder. Was Anleger aber hinterfragen sollten ist die Tatsache, dass Fintechs reflationsbedingt ins Hintertreffen geraten sind. In meinen Augen bedarf es eines ausgeglichenen Investmentansatzes, da zyklisches Wachstum in dem einen Bereich nicht zwingend strukturellem Wachstum in einem anderen Bereich widerspricht.
Im Zuge der Finanzkrise wurde die Frage laut, ob Großbanken „too big to fail“ seien, also zu wichtig, um zu scheitern. Der Fintech-Sektor wirft eine andere Frage auf: Sind die Großbanken „too big to change“ - sprich zu groß für Veränderung? Jahrzehntelang haben Großbanken von der Kundenträgheit profitiert, die sie quasi wie ein Schutzwall umgeben hat. Die Gründe hierfür waren mangelnde Transparenz sowie praktische Produktpakete, die es den Banken ermöglichten, Finanzdienstleistungen aus einer Hand anzubieten. Technologische Entwicklungen, neue Regelungen für verbesserte Transparenz sowie die große Zahl digital versierter Millennials, die bereits nicht-klassische Zahlungsdienstleister wie Apple, Google, PayPal und Facebook nutzen, läuten jedoch das Ende der Bankenträgheit ein.
In einigen Ländern haben Aufsichtsbehörden bereits Maßnahmen zur Wettbewerbsförderung eingeführt. So soll zum Beispiel die Open-Banking-Initiative, die von der britischen Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde ins Leben gerufen wurde, zu erheblichen Veränderungen der Interaktion zwischen Kunde und Bank führen. Diese Initiative vereinfacht den Datenaustausch und ermöglicht Kunden mehr Freiheit bei der individuellen Anpassung ihrer Bankdienstleistungen. Die oftmals genutzten Produktpakete dürften für Banken künftig weniger rentabel sein. Dies wird sich auf die derzeitige Praxis auswirken, wonach margenstarke Produkte genutzt werden, um margenschwache Produkte zu subventionieren.
Große Banken sind häufig komplexe Organisationen – und viele von ihnen haben die Investition in IT sträflich vernachlässigt. Einer Analyse von Redburn zufolge haben Banken in Nordamerika, Europa, Asien-Pazifik und Lateinamerika im vergangenen Jahr 241 Mrd. USD für ihre IT-Infrastruktur ausgegeben, wovon nur ein Viertel auf Innovationen entfiel. Drei Viertel der Ausgaben wurden für Wartungsarbeiten aufgewendet.(1) Die gewaltige Herausforderung für traditionelle Banken zeigt sich darin, dass JP Morgan – die weltweit größte Bank gemessen an der Marktkapitalisierung – rund 3 Mrd. USD für die IT ausgegeben hat, während Google und Amazon 14 Mrd. beziehungsweise 16 Mrd. USD in Forschung und Entwicklung investierten. Zwar ist dies nicht eins zu eins vergleichbar, aber in jedem Fall von hoher symbolischer Bedeutung. Insbesondere verzeichnete das Investitionswachstum in Finanztechnologien einen explosionsartigen Anstieg von 5,5 Mrd. USD im Jahr 2005 auf über 100 Mrd. USD heute.(2)
Die spannendsten Entwicklungen im Fintech-Bereich spielen sich derzeit in China ab, wo die Technologieriesen Alibaba (E-Commerce), Tencent (Messenger) und Baidu (Suchmaschine) umfassende digitale Zahlungsdienste betreiben. Ihre Größe ist beeindruckend: So verfügt Alipay über einen Kundenstamm von etwa 400 Millionen Personen.(3) Die Entwicklungen in China sollten die westlichen Banken wachrüttelten, bei denen kulturelle Faktoren das größte Innovationshindernis bilden.
Wie alle Innovationen ist auch der Fintech-Sektor nicht gegen Phasen der Überfüllung hinsichtlich Investitionen oder übersteigerten Aktienmarkterwartungen gefeit. Dennoch gibt es genügend angemessen bewertete Unternehmen in diesem Bereich. Im Jupiter Global Financials SICAV, besetzen wir dieses Thema durch Investments in diverse Unternehmen. Hierzu zählen z.B. Temenos, ein globaler Marktführer im Bereich der Bankensoftware, digitale Zahlungsunternehmen wie Paypal und Global Payments, aber auch traditionelle Kreditkartenunternehmen wie Visa und Mastercard. Durch diese Unternehmen ist es möglich, an den von Banken dringend benötigten IT-Investitionen zu profitieren. Hinzu kommt bekanntlich ein struktureller Aspekt in Form einer zunehmend bargeldlosen Gesellschaft.
Das bedeutet jedoch nicht, dass wir aktuelle zyklische Treiber meiden. Der Jupiter Global Financials SICAV ist zu etwa 40 Prozent in Bankaktien investiert. Dieses Engagement ist selektiv und bei Vorhersagen zur künftigen Zinspolitik oder Trumps Konjunkturprogramm ist Vorsicht geboten. Der Fonds investiert in eine Mischung aus Finanzaktien, zum Beispiel defensive Banken. Hierzu zählen auch gut kapitalisierte Finanzinstitute in Skandinavien, der Schweiz und den USA, die konstant Dividenden auszahlen. Mit diesen Positionen kann der Fonds auch von möglichen Zinserhöhungen in den USA und einem wirtschaftlichen Aufschwung in Europa profitieren. Die daraus resultierenden Dividendenrenditen sichern zudem gegen wirtschaftliche Risiken in Europa oder den USA ab.
Während die Zinsentwicklung wichtig bleibt, sollte nicht vergessen werden, dass der globale Finanzsektor die Chance bietet, sektorenübergreifend in wirtschaftliche und strukturelle Wachstumsthemen zu investieren. Dass sich die Märkte derzeit auf eine zyklische Erholung konzentrieren, könnte sicherlich in nächster Zeit die Marktdynamik beschleunigen. Ich halte es jedoch für unklug, die Chancen außer Acht zu lassen, die der aktuelle Strukturwandel im Sektor bietet.
(1) Redburn Research Note, There Will be Blood: Technology Eroding Financial Services, Mai 2017
(2) Redburn Research Note, There Will be Blood: Technology Eroding Financial Services, Mai 2017
(3) Quelle: https://intl.alipay.com/ihome/index.htm, 29.06.2017
(Quelle: Der börsennotierte Investmentmanager mit boutique-ähnlichem Anlagestil und Sitz in London wurde 1985 gegründet und beschäftigt weltweit mehr als 400 Mitarbeiter (davon rund 35 Fondsmanager). Jupiter gehört heute zu den renommiertesten Vermögensverwaltern Großbritanniens.)
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