Düsseldorf, 15.11.2019 13:26 Uhr (Robert Halver)
Robert Halver von der Baader Bank sieht eine fundamentale Stabilisierung deutscher Aktien. UND: Der Wochenausblick für die KW 47 - was steht im Protokoll der Fed?
Die Hoffnung steigt, dass sich das internationale wirtschaftspolitische Umfeld in der näheren Zukunft verbessert. Auch die vom ZEW unter Finanzanalysten ermittelten Konjunkturerwartungen haben ihre sommerliche Schwächephase überwunden. Da sie chronisch pessimistisch ausfallen, ist ihr starker Anstieg im Oktober von minus 22,8 auf ein Sechs-Monats-Hoch im November von nur noch minus 2,1 besonders hoffnungsvoll. Dies trägt zu einer fundamentalen Stabilisierung deutscher Aktien bei.
Auf deutscher Branchenebene (Basis CDAX) klebt Banken die strenge Regulierung bei gleichzeitiger Ertragsschwäche durch Niedrigzinsen wie Kaugummi am Schuh. Konsum- und Versicherungswerte sind nach einer starken Entwicklung im ersten Halbjahr in einen stabilen Seitwärtstrend auf hohem Niveau eingetreten.
Schwungvoll kommt zyklischen Aktien aus der Industrie das Handelstauwetter zugute, während Autowerte und Zulieferer von der abnehmenden Angst vor US-Strafzöllen profitieren und allmählich die Negativeffekte des Dieselabgasskandals verdaut sind. Trotz der hartnäckigen Manipulationsvorwürfe bei Wirecard wird die Fintech- und Software-Branche nicht stiefmütterlich behandelt, im Gegenteil.
Von einem zumindest geregelten Brexit geht sowieso keine wesentliche Aktiengefahr mehr aus. Die Entspannung spiegelt sich auch im globalpolitischen Unsicherheitsindex wider, der seinen Höchststand von August nach einem zweiten Rückgang in Folge hinter sich lässt. Ohnehin signalisiert eine im langfristigen Vergleich gebremste Volatilität als Risikomaß kein Ungemach für Aktien.
Auf Sentimentebene spiegelt die jüngste Umfrage der Bank of America Merrill Lynch unter Fondsmanagern ebenso den zurückkehrenden Optimismus wider. Das schlägt sich nieder in einer erhöhten Aktienquote bei gleichzeitig einer auf das niedrigste Niveau seit Juni 2013 gefallenen Kassenhaltung. Gekauft werden insbesondere zyklische Werte. Die Sorge der Anleger, etwas zu verpassen, erlebt ein Comeback. Sie sehen sich gezwungen, der Rallye hinterherzujagen. Diese Effekte können die Aktienmärkte noch höher tragen.
Bei Konsolidierung trifft der DAX bei 13.207 Punkten auf eine erste Unterstützung. Darunter warten weitere Haltelinien bei 13.150 und 13.115. Werden auch diese unterschritten, droht der Index bis zu den Marken bei 13.110, 13.020 und schließlich 13.000 zurückzufallen. Kommt es zu einer weiteren Aufwärtsbewegung im DAX, liegen erste Widerstände bei 13.300 und 13.315 Punkten. Bei Überwindung folgt die nächste Barriere bei 13.425 Punkten.
In Asien tritt die People’s Bank of China den konjunkturellen Abwärtsrisiken mit einer weiteren Lockerung ihrer Geldpolitik entgegen. In Japan verzeichnen die Exporte im Oktober einen erneuten Rückgang, während ebenso die Einkaufsmanagerindizes für Industrie und Dienstleistungen keine rosigen Konjunkturaussichten vermitteln. Der Inflationsdruck bleibt hartnäckig schwach.
In den USA senden die vom Finanzdatenanbieter Markit ermittelten Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende und Dienstleistungsgewerbe konjunkturelle Stabilisierungssignale. Auch im US-Immobiliensektor ist gemäß verbesserter Baubeginne und -genehmigungen im Oktober eine Belebung festzustellen. Sogar die Konsumentenstimmung zeigt sich laut University of Michigan stabilisiert. Vor diesem Hintergrund werden Anleger das Protokoll der vergangenen Fed-Sitzung auf konkrete Details zur weiteren US-Zinsausrichtung kritisch durchleuchten.
In der Eurozone nimmt die Industrie-Rezession laut Einkaufsmanagerindex immerhin nicht weiter Fahrt auf, während sich die Stabilisierung im Dienstleistungssektor fortsetzt.
Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de
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Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG
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