The Economist Trends 2018: GAFA-Monopol und neue Spitzenländer im Aufwind
Düsseldorf, 20.11.2017 15:13 Uhr (Gastautor)
Das britische Wirtschaftsmagazin The Economist stellt Trends und Prognosen auch von renommierten Gastautoren vor. Themen sind u. a. asiatische Länder, die an die Spitze wollen und der steigende Druck auf die großen Technologie-Unternehmen.
The World in 2018, die jährliche Veröffentlichung von The Economist, prognostiziert, dass 2018 ein nervenaufreibendes Jahr werden wird.
Daniel Franklin, Herausgeber von The World in 2018: „Es wird an vielen Fronten ein kritisches Jahr werden: Nordkoreas nukleare Provokationen, die Brexit-Verhandlungen, Chinas Wirtschaftsreformen, Amerikas Zwischenwahlen und die Präsidentschaftswahlen in Brasilien und Mexiko. Wir werden faszinierende Kämpfe um Einfluss, Ideen und Führung erleben."
Zwölf globale The Economist Themen für 2018
1. Trumpismus vs. Macronismus
Wir werden erleben, wie offene gegen geschlossene Weltanschauungen konkurrieren. Während Präsident Donald Trump sich auf seine nach innen gerichtete „America first"-Agenda konzentriert, verspricht Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine neue Art von Pro-Globalisierungs-Sozialvertrag, der den Wettbewerb und das Unternehmertum fördert und gleichzeitig Arbeitnehmer schützt, die den Kürzeren ziehen. Macron wird sich als modernes Äquivalent zu Teddy Roosevelt erweisen, dem amerikanischen Präsidenten, der am stärksten mit der Ära des Fortschritts assoziiert wird.
2. Entscheidende Wahlen: Brasilien, Mexiko, Italien und die US-Zwischenwahlen
Einmal alle 12 Jahre fallen die Wahlen der beiden lateinamerikanischen Riesen Brasilien und Mexiko zusammen; dort und in anderen Ländern werden die Wähler im großen Wahljahr politische Neuerungen und ein Ende der Korruption fordern. Eine chaotische Wahl in Italien könnte die wirtschaftliche Erholung des Landes ausbremsen. In Amerika könnten die Demokraten in einem knappen Wettkampf um das Repräsentantenhaus einen Triumph einfahren und dadurch den Weg für das mögliche Amtsenthebungsverfahren von Donald Trump ebnen.
3. Der politische und wirtschaftliche Cocktail der Olympischen Winterspiele in Südkorea und der Fußballweltmeisterschaft in Russland
Zwei Wettkämpfe werden die Aufmerksamkeit der Welt auf sich ziehen. Südkorea wird die Olympischen Winterspiele im Schatten der waghalsigen Nuklearpolitik seines nördlichen Nachbarn ausrichten. Russland wird die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft zu einem sensiblen Zeitpunkt der Beziehungen des Landes zum Westen und kurz nach einer Wahl ausrichten, die Vladimir Putin eine weitere Amtszeit als Präsident bescheren wird. In beiden Fällen wird der Sport mit der Politik konkurrieren.
4. Langer Abschied von Anführern in Japan, Kuba und Saudi-Arabien
Japans Kaiser Akihito bereitet sich darauf vor, sich zurückzuziehen, Kubas Präsident Raúl Castro tritt zurück, Saudi-Arabiens König Salman dankt möglicherweise ab. Aber viele Anführer, die ihre Zeit schon überschritten haben, (wie z. B. Nicolás Maduro in Venezuela), werden versuchen, sich an ihr Amt zu klammern.
5. Endlich synchronisiertes globales Wirtschaftswachstum
Zehn Jahre nach dem Beginn der Großen Rezession wird sich in der Weltwirtschaft ein Gefühl des Wohlbefindens durchsetzen. Für viele mag es sich so anfühlen, als sei 2018 nur der Anfang der wirklichen Erholung, aber die Rezession könnte sich tatsächlich dem Ende nähern: Die Weltwirtschaft kippt alle acht bis zehn Jahre in eine Rezession, die letzte ging 2009 zu Ende. Die wahrscheinlichste Ursache für die nächste Flaute? Zentralbanken verschärfen ihre Politik zu stark und zu schnell.
6. Entscheidende Phase für die kritische globale Diplomatie: Brexit, NAFTA und Nordkorea
Angespannte Brexit-Gespräche werden im Herbst 2018 ihren Höhepunkt erreichen: eine Scheidungsvereinbarung zwischen Großbritannien und der Europäischen Union muss schnell getroffen werden, wenn die Parlamente noch Zeit haben sollen, sie bis zum geplanten Austrittsdatum im März 2019 zu ratifizieren; die Chancen für ein No-Deal-Brexit sind hoch. Das Jahr wird auch zeigen, ob die NAFTA den protektionistischen Druck von Donald Trump überleben kann. Und – was am wichtigsten ist – Trump wird sich entscheiden müssen, ob er ein nukleares Nordkorea, das nach Möglichkeiten sucht, die Vereinigten Staaten anzugreifen, abschrecken oder in Schach halten will.
7. Der Vormarsch der Akronyme: GDPR, MiFID2, COP24, GNH, Remote ID, 5G, AI
Neue europäische Vorschriften für Daten (GDPR) und Finanzen (MiFID2, PSD) treten in Kraft. Eine Klimakonferenz in Polen (COP24) wird eine Bestandsaufnahme der Umsetzungsfortschritte des Pariser Abkommens vornehmen. Bhutan beginnt das faszinierende Experiment, sein „Brutto-National-Glück" („gross national happiness, GNH) auf die Wirtschaft anzuwenden. Und bei den Schlüsseltechnologien entwickeln sich die kommerziellen Drohnen dank der Vorschriften für Remote ID schneller, die nächste Generation der mobilen Technologie (5G) feiert ihr Debüt bei den Olympischen Winterspielen und die künstliche Intelligenz (AI) wird in immer mehr Bereichen zum Einsatz kommen.
8. Härtere Zeiten für die GAFA Tech-Riesen
Politiker werden die Technologie-Riesen - Facebook, Google und Amazon - mit Bußgeldern, Regulierungen und einer härteren Auslegung der Wettbewerbsregeln belegen, in einer 21.-Jahrhundert-Entsprechung der amerikanischen Kartellrecht-Ära. Der Druck auf Transparenz über Herkunft und Richtigkeit von Online-Inhalten wird weiter steigen. Und die Übernahmen der Tech-Ungetüme werden stärker unter die Lupe genommen, da die Kartellbehörden härter gegen die Versuche, potenzielle Konkurrenten durch deren Kauf auszuschalten, vorgehen werden.
9. Asiatische Länder an der Spitze
Die asiatischen Länder werden 2018 Weltmeister – wahrscheinlich nicht im Fußball, aber in vielen anderen Bereichen. Bhutan wird voraussichtlich beim Wirtschaftswachstum eine Spitzenposition einnehmen; China könnte Italien überholen und Nummer eins bei den von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Stätten werden; und Indien plant, in Vadodara im westlichen Bundesstaat Gujarat die höchste Statue der Welt von Vallabhbhai Patel, einem Gründervater des modernen Indiens, fertigzustellen.
10. Zeichen der Zeit: vom Absinken der Geburtenrate bis zu neuen Abenteuern im Weltraum und auf See
Zu den Trends 2018 gehören, in der Demografie, ein Rückgang der weltweiten Geburtenrate, der Anstieg privater Raumfahrtprojekte – der sich am drastischsten im Plan von SpaceX widerspiegelt, Touristen um den Mond zu schicken – die Vorliebe der Verbraucher für überdimensionierte Autos – die sich dadurch äußert, dass „Sport Utility Vehicles“ (SUV) und ihre engen Verwandten alle anderen Autotypen beim Verkauf von Neufahrzeugen überholen werden – und der Trend zum Gigantismus auf See, repräsentiert durch die Einführung von Prelude FLNG, dem größten Schiff der Welt, das so viel Wasser verdrängt wie sechs Flugzeugträger.
11. Eine neue Ära für die Medizin
Medizinhistoriker der Zukunft werden 2018 als das Jahr beschreiben, in dem „fortschrittliche" Arzneimittel – Therapien, die „upstream“, das heißt vorgelagert, an der DNA ansetzen – Realität wurden. Der wichtigste Meilenstein wird die Zulassung des weltweit ersten RNA-Interferenz-Medikaments sein, mit dem die Markteinführung einer neuen Klasse von Medikamenten eingeleitet wird. Fortschritte werden auch bei Gentherapien und Gene Editing erzielt. Mit Glück wird auch eine alte Ära enden: mit der endgültigen Ausrottung von Polio.
12. Wort des Jahres: Supercalifragilisticexpialigetisch
2018 wird „Mary Poppins Returns" mit Emily Blunt in der Hauptrolle erscheinen, zeitgleich mit dem hundertjährigen Jubiläum des Frauenwahlrechts in Großbritannien. Die feurige Suffragette Mrs. Banks würde zweifellos die politischen Fortschritte der Frauen seit 1964, als der Original-Film erschien, begrüßen – und mit dem Einfluss, den Frauen auf die amerikanische Zwischenwahlen haben werden, vorwärts marschieren.
Zu den diesjährigen Gastautoren in The World in 2018 zählen:
Ruth Davidson, Vorsitzende der schottischen Conservative Party; John McCain, US-Senator; Alexei Navalny, Oppositionsführer in Russland; Chrystia Freeland, kanadische Außenministerin; Tshering Tobgay, Premierminister von Bhutan; Yuriko Koike, Gouverneur von Tokyo; Hu Shuli, Chefredakteur von Caijing; Carrie Lam, Regierungschefin von Hong Kong; Binyamin Netanyahu, Premierminister von Israel; Graça Machel und Richard Branson von „The Elders“; Stella Nyanzi, ugandische Menschenrechtsaktivistin; Bob Iger, CEO von Disney; Kai-Fu Lee, Risikokapitalgeber; Feng Zhang, Miterfinder von CRISPR; und Rem Koolhaas, Architekt.
(Quelle: The Economist)
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