Insolvenzen Risiko Trend | Handel die Baubranche sowie Hotels und Restaurants
Hamburg, 04.12.2018 15:26 Uhr (Gastautor)
Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland geht 2018 zurück. Das Volumen der Schäden bei Unternehmen hat sich jedoch seit 2015 verdoppelt.
Der Kreditversicherer Euler Hermes geht in der Bundesrepublik von voraussichtlich 19.350 Fällen von Insolvenzen aus. Das sind 4 Prozent weniger Pleiten als noch im Vorjahr. Allerdings sind trotz rückläufiger Fallzahlen die Schäden für Unternehmen durch Insolvenzen in den letzten Jahren deutlich gestiegen: von insgesamt 17 Milliarden (Mrd.) Euro (EUR) in 2015 auf 30 Mrd. EUR in 2017. Dieser Trend setzt sich auch 2018 fort.
Die voraussichtlichen Schäden von Unternehmen durch Insolvenzen lagen 2015 im Durchschnitt noch bei 700.000 EUR, 2017 waren es 1,5 Millionen (Mio.) EUR. Das ist, insofern bemerkenswert als die Fallzahlen in der Bundesrepublik seit Jahren rückläufig sind.
„Das bedeutet, wenn es kracht, dann richtig“, sagt sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz.„Dann ist meist die ganze Lieferkette betroffen. Viele Lieferanten sind plötzlich mit großen Schadenssummen konfrontiert. Häufig auch, weil sie sich in falscher Sicherheit wägen angesichts der stetig sinkenden Fallzahlen und der anhaltend guten Wirtschaftslage in der Welt und vor allem auch in Deutschland selbst. Doch auch hier ziehen langsam Wolken auf.“
Insolvenzen Trend - konsumorientierte Branchen und Baugewerbe mit Risiken
Bei den Branchen in Deutschland zeichnet sich ein relativ heterogenes Bild. In den letzten zwölf Monaten stiegen die Insolvenzen in konsumorientierten Bereichen wie Dienstleistungen, Information und Kommunikation, Freizeitaktivitäten, Hotels und Gastronomie bereits gegen den bundesweiten Trend an. Im Baugewerbe zeichnete sich in den letzten neun Monaten ein Anstieg ab.
Die meisten Insolvenzen verzeichnete in den letzten zwölf Monaten nach wie vor der Handel, gefolgt von der Baubranche, Hotels und Restaurants, freiberufliche und professionelle Dienstleistungen, das produzierende Gewerbe und die Transportbranche.
Die Transportbranche weist durch einen sehr hohen Verschuldungsgrad zudem hohe Kreditrisiken auf - und entsprechend erwarten die Euler Hermes Volkswirte dort auch die branchenweit größten Schäden durch Insolvenzen 2018.
Den stärksten Anstieg bei den erwarteten Schäden verzeichneten in den letzten zwölf Monaten neben der Transportbranche die Bereiche Gesundheit und Soziales, Energieversorgung, freiberufliche, professionelle und sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen und die Finanzbranche.
Globale Exportrisiken
„Seit Anfang 2018 gab es in der Hälfte der von Euler Hermes monatlich analysierten Ländern[3] mehr Pleiten als im Vorjahreszeitraum“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt von Euler Hermes und stellvertretender Chefvolkswirt der Allianz. „Für das Gesamtjahr gehen wir von 8% mehr Insolvenzen aus und im kommenden Jahr kommen weitere 5% hinzu. Haupttreiber dieser Entwicklung ist vor allem China. Dort verschwinden aktuell viele ‚Zombie-Unternehmen‘ vom Markt, die dort lange Zeit künstlich am Leben gehalten wurden. Diese Marktbereinigung setzt sich auch 2019 weiter fort.“
[3] Euler Hermes analysiert monatlich die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in den 30 größten Volkswirtschaften weltweit. In 16 von 30 Ländern gab es seit Anfang 2018 einen Anstieg der Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
„Globale Exportrisiken sind weiter auf dem Vormarsch“, sagt Van het Hof. „Der drohende Handelskonflikt und Zollankündigungen sind eine Sache. Aber auch in Europa ist nicht alles rosarot. Der Brexit und Italiens Staatshaushalt sorgen weiterhin für Unsicherheit. Mit der Slowakei, Luxemburg, Dänemark, der Schweiz, Finnland, Norwegen und Belgien finden sich 2018 zudem zahlreiche wichtige europäische Handelspartner der Deutschen auf der Liste der Staaten mit steigenden Pleitezahlen. Vor den Toren Europas macht die Türkei ebenfalls Sorgen und verzeichnet ein deutliches Plus an Insolvenzen.“
(Quelle: Euler Hermes Deutschland)
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