Krankheiten und Unfälle: Der richtige Schutz vor den finanziellen Folgen
Düsseldorf, 22.01.2018 09:50 Uhr (Gastautor)
Sich ich im Ernstfall auf Unterstützung vom Staat zu verlassen, ist blauäugig. Denn die gesetzliche Renten-oder Unfallversicherung deckt nur einen geringen Teil der Kosten ab, die deutsche Bundesbürger im Ernstfall benötigen, um ihren gewohnten Lebensstandard zu sichern.
Sich privat vor finanziellen Engpässen zu schützen, ist daher unabdingbar. Schon ein Unfall in der Freizeit kann schwerwiegende Folgen haben. Denn die gesetzliche Unfallversicherung greift nur, wenn der Versicherte sich in der Schule, der Universität, auf der Arbeit oder auf dem Weg dorthin verletzt. Dieses zweifelhafte Glück im Unglück hat jedoch nicht jeder. So erlitten 2016 über 67.000 Menschen Jahr schwere Verletzungen durch einen Verkehrsunfall. Viele davon können danach ihren Beruf nicht mehr ausüben - im schlimmsten Fall ihr Leben lang.
Unfallversicherung
Die meisten Menschen schützen sich vor diesem Ernstfall mit einer privaten Unfallversicherung. Die Beiträge sind im Vergleich zu denen bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung günstiger und der Leistungsumfang größer als bei der gesetzlichen Unfallversicherung. In den meisten Policen ist eine Vollinvalidität mit abgedeckt. Die tritt beispielsweise ein, wenn der Betroffene sein Geld als Pianist verdient und bei einem Autocrash einen Finger verliert, oder wenn ein Bauarbeiter nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt.Die eigenen vier Wände barrierefrei umzubauen oder sich speziellen Therapien zu unterziehen, kostet Geld - eine Unfallversicherung übernimmt in diesem Fall die Kosten.
Bei einer Teilinvalidität sieht das schon anders aus. Je nachdem, wie hoch der Invaliditätsgrad ist und welchen Beruf der Verunglückte ausgeübt hat, wird die Versicherungssumme nur anteilig ausgezahlt. Experten empfehlen daher, das Fünf- bis Sechsfache des aktuellen Brutto-Jahresgehalts als Invaliditätssumme zu versichern. Im Fall eines Unfalls haben Betroffene so eine ausreichende Reserve, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Private Krankenversicherung
Aber nicht nur Unfälle, auch Krankheiten können eine Berufsunfähigkeit zur Folge haben - und in diesem Fall kommt die Unfallversicherung nicht für die Kosten auf. Eine private Krankenversicherung greift im Gegensatz zur Unfallversicherung nicht nur bei Unfällen, sondern auch bei (chronischen) Krankheiten. Diese können jedoch nur Arbeitnehmer abschließen, deren jährliches Bruttoeinkommen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze von derzeit 57.600 Euro liegt.
Als Angestellte erhalten Patienten, die gesetzlich versichert sind, im Krankheitsfall in der Regel nur über einen Zeitraum von sechs Wochen eine Lohnfortzahlung durch Ihren Arbeitgeber. Anschließend wird nur noch das wesentlich niedrigere Krankengeld gezahlt. Bei chronischen Krankheiten wie einer Depression oder einem komplizierten Knochenbruch reicht das oftmals nicht aus, um sich selbst und gegebenenfalls auch die Familie über Wasser zu halten.
Und statistisch gesehen sind nicht etwa Unfälle, sondern Nervenkrankheiten die häufigste Ursache von Berufsunfähigkeit.
Berufsunfähigkeitsversicherung
„Das passiert mir ohnehin nicht“ – in Deutschland entscheidet sich nur jeder fünfte Arbeitnehmer für eine Berufsunfähigkeitsversicherung, obwohl jeder vierte Arbeitnehmer vor der Rente berufsunfähig wird. Wenn sich konkrete BU-Risiken bereits abzeichnen, ist es dann oft schon zu spät. Denn wer seinen Beruf vor Erreichen des Rentenalters an den Nagel hängen muss, hat mittel- bis langfristig finanzielle Probleme. Die Sozialsysteme sichern in diesem Fall kaum mehr als das Überleben: Mit durchschnittlich 750 Euro reicht selbst der Höchstsatz der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente nicht aus. Insbesondere junge Menschen, die mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung für den Ernstfall vorsorgen, profitieren in mehrerlei Hinsicht: Die Police greift unabhängig vom konkreten Ereignis, das zur Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit führt.
Schwere Unfälle sind somit inbegriffen; eine Unfallversicherung wird überflüssig. Zudem sind junge Menschen meist noch gesund und müssen so niedrigere Beiträge zahlen.
Darüber hinaus kann die Kombination aus privater Altersvorsorge und einer Berufsunfähigkeitsversicherung aus finanziellen Gründen interessant sein. Einige Versicherer gewähren ihren Kunden einen Beitragsvorteil, wenn Versicherungen im Doppelpack abgeschlossen werden. Insbesondere Selbstständige profitieren von der Kombination beider Absicherungen. Allerdings müssen sie damit rechnen, dass im BU-Leistungsfall ihre Rente besteuert wird. Die Berufsunfähigkeitsrente sollte daher höher abgeschlossen werden.
Als Richtwert empfehlen Verbraucherschützer, 75 % des Netto-Einkommens als monatliche Berufsunfähigkeitsrente abzusichern und die Laufzeit bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters festzulegen.
(Foto: Numbers And Finance )
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