Neue Erkenntnisse zur Abgeltungsteuer - Beratung kaum in Anspruch genommen
Düsseldorf, 03.11.2008 14:33 Uhr (redaktion)
Der Begriff der im Jahr 2009 in Kraft tretenden Abgeltungsteuer ist den meisten Bundesbürgern zwar inzwischen bekannt, bezüglich der konkreten Kenntnisse besteht jedoch nach wie vor erheblicher Nachholbedarf. Mit Kommentaren von Claudia Ulrich, Leiterin FinancialPlanning bei der WGZ BANK.
Dies zeigt die zweite repräsentative Befragung von 2.000 Bundesbürgern, die im Auftrag der WGZ BANK von der GfK durchgeführt wurde. Die große Mehrheit der Befragten (80%) hat mittlerweile von der Abgeltungsteuer gehört. Zwei Drittel der Bürger (64%) verfügen allerdings über gar keine oder nur geringe Kenntnisse. Jeder sechste Befragte (16%) gibt an, gut bis sehr gut Bescheid zu wissen.
In der ersten Befragung vom Dezember 2007 hatten noch fast zwei Drittel der Bundesbürger (62%) nichts von der Abgeltungsteuer gehört. Von denjenigen, denen der Begriff damals geläufig war (38%), gab lediglich jeder Fünfundzwanzigste (4%) an, über gutes bis sehr gutes Wissen zur neuen Steuer zu verfügen. Ein Drittel der Bürger (34%) war nur mit geringen oder gar keinen Kenntnissen ausgestattet.
„Durch die Medien wurde die Öffentlichkeit in den vergangenen Monaten zwar auf die Abgeltungsteuer aufmerksam. Doch sollte die Aufklärung offenbar intensiviert werden“, sagt Claudia Ulrich, Leiterin FinancialPlanning bei der WGZ BANK. Viele Menschen beschäftigen sich kaum mit diesem Thema, da sie weiterhin glauben, davon nicht betroffen zu sein. „Außerdem stehen akute Probleme wie die hohen Energiepreise und die Finanzkrise zurzeit im Vordergrund, so dass Kapitalanlagen hinten angestellt werden“, so Ulrich.
Auszüge
Erwartungsgemäß steigt das Wissen um die neue Steuer mit der Schulbildung. So kennen 25% der Bürger mit Hauptschul-/Volksschulabschluss den Begriff der Abgeltungsteuer nicht, aber nur halb so viele Befragte mit Abitur/Studium (13%). Noch deutlicher spiegelt sich der Wissensunter-schied im Anteil der gut oder sehr gut Informierten wider, der unter den Bürgern mit Abitur / Studium bei 31% und unter denjenigen mit Haupt-/ Volksschulabschluss bei 11% liegt.
Dass sich die neue Steuerregelung auf die eigenen Geld- und Vermögensanlagen auswirken wird, glaubt nur jeder fünfte bis sechste Befragte (18%) nach jedem Vierten (26%) Ende 2007. Von den relativ gut informierten 60- bis 69-Jährigen sind 25% dieser Ansicht – so viele wie in keiner anderen Altersgruppe. Ebenfalls mit steuerlichen Effekten auf das eigene Vermögen rechnen überdurchschnittlich viele Personen mit Abitur/Studium (32%), Beamte (33%), Selbstständige (34%) sowie Bürger mit einem Haushalts-Nettoeinkommen über 3.500 Euro (43%). Die Mehrheit der Befragten (60%) ist allerdings der Ansicht, die Abgeltungsteuer werde ihre private finanzielle Situation nicht beeinflussen. 21% der Bürger – Ende 2007 waren es noch 16% – können hierzu keine Aussage treffen. Dass dieser Anteil in den vergangenen Monaten noch gestiegen ist, bringt die in der Bevölkerung nach wie vor bestehende Unsicherheit über die konkreten Auswirkungen der Abgeltungsteuer auf die eigenen Kapitalanlagen zum Ausdruck. So können aktuell auch nur drei Viertel aller Befragten (76%) etwas zu ihrer voraussichtlichen steuerlichen Belastung ab 2009 sagen: Während 17% eine höhere Steuerlast auf sich zukommen sehen, erwarte lediglich jeder Zwanzigste (5%) Steuererleichterungen. Die gut bis sehr gut informierten Bürger rechnen dabei doppelt so häufig mit Steuereffekten (39%) als diejenigen mit nur wenigen oder keinen Kenntnissen zur Abgeltungsteuer (19%). Die Mehrzahl der Befragten (55%; 12/2007: 43%) erwartet nach Einführung der neuen Steuer allerdings eine ähnliche Belastung wie bisher.
Bislang hat die Abgeltungsteuer nur wenig konkrete Aktivitäten in Geldangelegenheiten ausgelöst: Sein Vermögen neu strukturiert hat erst jeder zwanzigste Bundesbürger (5%). Hierunter finden sich vorwiegend die Gut-Informierten (18%). Weitere 5% (Gut-Informierte: 16%) – darunter überdurchschnittlich viele Personen mit Abitur / Studium (10%), Selbstständige (10%) sowie Gutverdiener mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von 3.500 Euro und mehr (14%) – beabsichtigen noch in diesem Jahr Veränderungen vorzunehmen. Die Mehrheit der Befragten (56%) will ihre private Geld- und Vermögensanlage wegen der Abgeltungsteuer jedoch auf keinen Fall verändern. Jeder Sechste (16%) ist sich diesbezüglich noch unsicher.
Der Aufklärungsbedarf ist weiterhin groß: 83% der Bürger haben sich bislang noch nicht zum Thema Abgeltungsteuer beraten lassen. Unter den Befragten, die bereits eine Beratung erfahren haben (17%), sind neben überdurchschnittlich vielen Beamten (32%), Selbstständigen (32%) und Besser-Verdienenden (HH-Nettoeinkommen von 3.500 Euro und mehr: 33%) auch überdurchschnittlich viele der relativ gut informierten 60 bis 69-Jährigen (30%). Insgesamt haben zwei von drei Bürgern (66%) mit guten oder sehr guten Kenntnissen zur Abgeltungsteuer ein entsprechendes Beratungsgespräch geführt. Unter denjenigen Personen mit wenigen oder keinen Kenntnissen liegt der Anteil lediglich bei 8%. Eine fundierte Beratung – beispielsweise durch den Kundenbetreuer der eigenen Bank – kann demnach wesentlich zur Wissensvermittlung beitragen. Die Herausforderung für den Berater liegt dabei in der gezielten Kundenansprache, denn 17% der Bürger, die bislang noch keine Beratung zur Abgeltungsteuer in Anspruch genommen haben, sind unschlüssig, ob sie dies im laufenden Jahr noch tun sollen. Zwei Drittel der Befragten (64%) verspüren nach eigenen Angaben keinen Beratungsbedarf.
(Quelle: WGZ Bank)
Finanzen Abgeltungsteuer
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