Derivatekolumne Lars Brandau: Nachhaltige Investments
FrankfurtamMain, 08.07.2016 10:23 Uhr (Lars Brandau)
Grün im Aufwind, könnte die Devise lauten. Doch die Realität sieht ein wenig anders aus. Nachhaltigkeit ist nach wie vor eine Nische. Hintergründe von Lars Brandau vom Deutschen Derivate Verband.
Lars Brandau ist Geschäftsführer des Deutschen Derivate Verbandes.
Bei Negativem horchen Menschen grundsätzlich auf. Jüngst erst der Abgasskandal. Mehrere Automobilunternehmen sind darin verwickelt und haben ihre Kunden bewusst getäuscht. Zwar bestraft der Kapitalmarkt diese „schwarzen Schafe“ mit deutlichen Kursabschlägen, aber in unserer sich stetig wandelnden Gesellschaft sind solche Fehltritte schnell vergessen. Investoren, denen neben der Renditekomponente die ökologische Stoßrichtung ihrer Anlage wichtig erscheint, greifen daher zu so genannten „nachhaltigen Investments“.
Nachhaltigkeit ist nach wie vor eine Nische. Mitunter wächst dieses Segment, doch noch lange ist der Schritt von der Kindheit zum gereiften Erwachsensein nicht vollzogen. Dennoch gibt es in Europa markante Unterschiede in der Bereitschaft, „grün“ beziehungsweise „nachhaltig“ zu investieren. Das legt eine aktuelle Umfrage zu „SRI-Fonds“ (Socially Responsible Investments Fonds) an den Tag.
Demnach bieten zwar viele Vertriebsgesellschaften in Europa ihren Kunden solche Investments an, und die Mehrheit der Kunden ist davon überzeugt, dass der Markt in den nächsten zehn Jahren weiterwachsen wird. Dennoch ist Deutschland in dieser Hinsicht ein „Entwicklungsland“. Großbritannien und die Niederlande führen das Ranking an. Die Franzosen und die Schweizer Investoren liegen mit etwas über 50 Prozent im Mittelfeld. Spielen deutsche Sparer sonst in der Champions League, so rangieren wir diesbezüglich am Ende des Klassements. Laut Umfrage empfehlen nur 30 Prozent der Berater ihren Kunden SRI-Fonds. Das bedeutet, es gibt reichlich Aufwärtspotenzial. Woran mag es liegen, dass wir quasi Tabellenletzter sind statt weiter vorne zu rangieren?
Nachhaltige Investments und Rendite?
Ein Grund mag sein, dass es oftmals an europaweit einheitlichen und transparenten Investmentprozessen mangelt und es detaillierte Informationen zur Assetallokation und Ratingkriterien bedarf. Zudem spielt der Renditeaspekt eine große Rolle. Passen Nachhaltigkeit und eine attraktive Rendite wirklich zusammen?
(An der Online-Umfrage, die gemeinsam mit mehreren großen Finanzportalen durchgeführt wurde, beteiligten sich 4.398 Personen.)
Der Deutsche Derivate Verband hat in seiner monatlichen Trend-Umfrage vom April vergangenen Jahres abgefragt, welche Rolle ethische oder ökologische Aspekte bei der Geldanlage von Privatanlegern spielen. Die Ergebnisse waren eindeutig. Während 60 Prozent der zumeist Selbstentscheider ethisch-ökologische Kriterien bei ihren Investments nicht oder nur untergeordnet berücksichtigten, zogen immerhin 30 Prozent sogenannte grüne Geldanlagen zumindest in Erwägung. Lediglich für jeden zehnten Anleger spielte die Nachhaltigkeit der Anlage sogar eine vorrangige Rolle.
Auch dieses Votum unterstreicht den Nischencharakter von „grünen Investments“. Zu oft und undifferenziert werden die Begriffe „Nachhaltigkeit“, „ökologische Investments“ und „soziale Investments“ verwendet. Zurück bleiben oft nur Worthülsen. Hier sind vereinheitlichte Standards gefragt.
Indizes gibt es zuhauf. So umfasst beispielsweise der seit 1997 bestehende Natur-Aktien-Index (NAI) 30 internationale Unternehmen, die nach besonders konsequenten Kriterien als erfolgreiche „Öko-Vorreiter“ ausgewählt werden. Eine Abwandlung stellt der Solactive NAI Top Select Index dar, leider ohne deutsche Beteiligung. Hier dominieren US-amerikanische und japanische Unternehmen.
Disclaimer
Veröffentlichungen und Mitteilungen über Finanzprodukte und Kapitalmarktanalysen dienen der Informationsgebung, entweder durch Dritte oder durch eigene Beschreibungen. Die hier aufgeführten Äußerungen, Analysen und Produktbewertungen sind ausschließlich Meinungen und Ansichten des Herausgebers bzw. Produktgebers. FMM-Magazin.de führt keine Finanzberatung durch, ruft nicht zum Erwerb oder zum Verkauf von Anlageprodukten oder Wertpapieren auf. Interessierte Anleger sollten sich grundsätzlich Emissions-/Produktprospekte genau anschauen. Die Aufsichtsbehörde für das Versicherungs- und Finanzwesen ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn.
Finanzen Derivate Fonds
* Bitte halten Sie sich an die Netikette und vermeiden persönliche Anschuldigungen, Beleidigungen und Ähnliches. Verbreiten Sie außerdem keine Unwahrheiten, Vermutungen, Gerüchte sowie rufschädigende oder firmeninterne Informationen. Beachten Sie die Rechte Anderer und urheberrechlich geschützter Quellen. Bei rechtlichen Verstößen haften Sie in vollem Umfang. Aus diesem Grund sind wir gezwungen, Ihre IP-Adresse und Ihren Provider zu speichern. Mit dem Speichern Ihres Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regelungen einverstanden.
- BaFin ordnet Moratorium bei der North Channel Bank an
- Notenbank crasht Aktien | Anlegerprofis kaufen jetzt und machen Rendite
- Finanzen News | Robert Halver Analyse zum Aktienmarkt
- Robert Halver Aktienmarkt Analyse und Charttechnik DAX
- Investment Themen | Perspektiven für Börsen und Aktien in 2022
Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.
Portalsystem 2024 © FSMedienberatung