Lars Brandau, Geschäftsführer des Deutschen Derivate Verbands. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
04.10.2012 18:26 Uhr
INVESTMENT IN ZERTIFIKATE

Derivatekolumne Lars Brandau: Risiken kennen und Chancen nutzen

Frankfurt/Main, 04.10.2012 18:26 Uhr (Lars Brandau)

Sie galten lange Zeit für viele Anleger nicht nur als ein sicherer Hafen, sondern als eine durchaus auch profi­table Anlage. Denn deut­sche Staats­an­leihen warfen jahr­zehn­te­lang mindes­tens die Infla­ti­ons­rate ab.

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Lars Brandau
Lars Brandau ist Geschäftsführer des Deutschen Derivate Verbandes.

Mittlerweile müssen private Anleger allerdings ihr Sicherheitsbedürfnis mit Verlusten bezahlen. Im August lag die Realrendite von Staatsanleihen, das heißt die Staatsanleihenrendite minus Inflation, bei - 0,6 Prozent.

Wenn Privatanleger ihr Vermögen also mindestens erhalten wollen, dann ist das aktuell nur möglich, indem sie ein gewisses Risiko in Kauf nehmen. Viele Anlegerschützer raten den Anlegern dabei aber vor einer Investition in Zertifikate ab mit der Begründung diese strukturierten Wertpapiere seien besonders risikoreich. Ein für die Anleger bedauerlicher Trugschluss.

Zertifikateanleger setzen auf Sicherheit
Für die meisten Zertifikate-Kategorien ist vielmehr das Gegenteil richtig. Gerade Zertifikate sind eine echte Alternative für Anleger, um ihr Kapital vor Inflation zu schützen. Sie sind vor 20 Jahren insbesondere deswegen entwickelt worden, um mit geringerem Risiko die Chancen des Aktienmarktes zu nutzen. Und die deutschen Zertifikateanleger setzen auf Sicherheit, sind überwiegend risikoavers und investieren langfristig. Das lässt sich mit Fakten belegen.

1. Mehr als 68 Prozent des gesamten Zertifikatevolumens sind gegenwärtig in Produkte investiert, die mit einem 100 %igem Kapitalschutz ausgestattet sind und bei denen der Anleger bei Fälligkeit zumindest den Nennwert zurückerhält.

2. Jedem Zertifikat kann eine Risikoklasse von 1 = sicherheitsorientiert bis 5 = spekulativ zugeordnet werden. Mehr als dreiviertel der Zertifikategelder sind aktuell in Produkte investiert, die zu den defensiven Risikoklassen 1 und 2 zählen. Sie haben damit ein geringeres Anlagerisiko als Aktien oder die allermeisten Aktien- und Immobilienfonds.

3. 98,9 Prozent des Anlagevolumens investieren Privatanleger in Anlageprodukte mit einer mittel- bis langfristigen Haltedauer. Auf die kurzfristig spekulativen Hebelprodukte entfallen lediglich 1,1 Prozent.

Die Fakten sprechen für sich. Anleger nutzen Zertifikate, um die Risiken einer Direktanlage wie in Aktien zu verringern und um Erträge zu optimieren. Zudem sind passive Anlagen meist kostengünstiger als aktiv gemanagte Finanzprodukte.

Wichtig ist natürlich, sich mit dem Emittentenrisiko zu beschäftigen: Zertifikate als Inhaberschuldverschreibung unterliegen ebenso wie Staats- und Unternehmensanleihen dem Emittentenrisiko. Auch gegen dieses Ausfallrisiko gibt es inzwischen Absicherungsmöglichkeiten. Und um die eingegangen Risiken stets einzuschätzen, bietet der Deutsche Derivate Verband den privaten Anlegern mit dem DDV- Risikomonitor und der Veröffentlichung der Credit Spreads wertvolle Orientierungshilfen an.

Risiken besser einschätzen
Der DDV-Risikomonitor unter ddv-risikomonitor.de stuft mehr als 1 Million Anlagezertifikate und Hebelprodukte in eine von fünf Risikoklassen ein, die von sicherheitsorientiert bis spekulativ reichen. Mit diesem App wird der Zertifikateanleger über sein Smartphone informiert, wenn sich aufgrund von Marktgegebenheiten die Risikokennzahl eines seiner Zertifikate ändert und er kann entscheiden, ob er sein Zertifikat trotzdem behält oder es verkauft. Die einheitliche Risikoeinschätzung beruht auf der Basis des Value at Risk (VaR), der auch in anderen Finanzbereichen zum Standard zählt.

Der DDV veröffentlicht zudem unter www.derivateverband.de börsentäglich die sogenannten Credit Spreads der Emittenten. Sie helfen dem Anleger, die Bonität eines Zertifikate-Emittenten richtig einzuschätzen. Der DDV zieht hierzu die Credit Default Swaps (CDS) heran. Sie geben die Kosten für die Absicherung einer Anleihe des jeweiligen Emittenten an. Je höher die Absicherungskosten für die Anleihe, desto höher schätzt der Markt die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls ein. Steigende CDS sind also ein negatives, fallende CDS dagegen ein positives Signal.

Absolute Sicherheit ist selten die beste Lösung, denn gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase könnten sehr viele private Anleger mit vielen Zertifikaten und einem geringen Risiko weit bessere Renditen erzielen, als sie es derzeit tun.

 

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