Gold ist für Staaten eine wichtige Finanz-Reserve. Doch sollen auch Privatanleger in Gold investieren und in welche Anlageform? Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
04.03.2019 11:55 Uhr
FINANZWISSEN FÜR PRIVATANLEGER

Edelmetall Gold | Marktüberblick für Anleger zum Thema Gold-Investment

Düsseldorf, 04.03.2019 11:55 Uhr (Robert Halver)

Anleger stellen sich immer wieder die Frage, ob ein Invest­ment in Gold sinn­voll ist. Und vor allem, in welcher Anla­ge­form? Der Börsen­ex­perte Robert Halver gibt einen detail­lierten Über­blick.

Informationen zum Autor:
Halver Robert
Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Bereits seit 2012 berichtet er auf FMM-Magazin.de über die Geschehnisse an den Börsen. Baader betreut an den Börsenplätzen Frankfurt, München, Stuttgart, Düsseldorf und Berlin u.a. den Handel mit Aktien, Anleihen, Derivaten und Fonds.

Krisen, soweit das Auge reicht: Die Weltkonjunktur taumelt, der US-chinesische Handelskrieg ist immer noch ungelöst, bei der transatlantischen Handelsauseinandersetzung macht Amerika gerade mobil und die Brexit-Frage wird immer absurder. Hinzu kommen eine Neuauflage des Kaschmir-Konflikts zwischen den Atommächten Indien und Pakistan sowie ein Abbruch der Friedensgespräche zwischen US-Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Da wundert es nicht, dass der Goldpreis als typische Krisenanlage seit seinem Tiefstand im vergangenen August bereits um knapp 12 Prozent zulegen konnte. Aber wie nachhaltig ist die Goldpreisrallye?

Wende der Zinswende spricht für Gold

Auch die zuletzt taubenhafte Zinsrhetorik der Notenbanken verfehlt ihre Wirkung auf Edelmetalle nicht. So hat Fed-Chef Powell im Rahmen seiner Anhörung vor dem US-Senat erneut bekräftigt, dass die aktuelle Weltkonjunktur keine restriktive Zins- und Liquiditätspolitik verträgt. Insofern haben Zins- und Renditeerhöhungsängste als natürliche Feinde des Goldpreises massiv an Einfluss eingebüßt. Der zinsseitige Anlagenotstand - wie er in einer negativen Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen nach Inflation zum Ausdruck kommt - hat den vermeintlichen Nachteil von Gold gegenüber der klassischen Konkurrenzanlageklasse, dass es nämlich keine Zinsen zahlt, mittlerweile sogar in einen Vorteil verkehrt.

Insbesondere aus Inflationssicht ist Gold dramatisch unterbewertet. Nimmt man den Goldpreis von Anfang 1980 als Basis und passt diesen über den Zeitablauf bis heute mit der US-Preisentwicklung an, so liegt der „inflationsgerechte“ faire Goldpreis mit aktuell 2.115 US-Dollar je Unze* weit über dem gegenwärtigen Preis, was ihm theoretisch hohes Nachholpotenzial verleiht.

* 1 Feinunze = 1 Unze = 1 oz = 31,103 g. 1 Feinunze Gold in Dollar kostet = 1.287,19 USD bzw.1.135,05 EUR (Stand 04.03.2019). Im allgemeinen Sprachgebrauch wird meist von der Unze (Kurzform: 1 oz) gesprochen, wobei bei Edelmetallen jedoch grundsätzlich die Feinunze gemeint ist.

Spekulativ wird Gold wieder positiver eingeschätzt...

Tatsächlich wurde im Oktober 2018 noch auf einen Goldpreisverfall gewettet, haben sich die Netto-Long-Positionen am Terminmarkt spürbar erholt. Kurzfristig orientierte Spekulanten lassen sich die Goldpreisrallye zur Aufbesserung ihrer Portfolio-Performance offenbar nicht entgehen.

Doch auch Langfristinvestoren haben die Goldpreisschwäche bis Herbst 2018 als günstige Gelegenheit für weitere physische Zukäufe genutzt, was in einem markanten Anstieg der von börsengehandelten Fonds weltweit gehaltenen Goldbeständen zum Ausdruck kommt.

…aber auch langfristig

Gemäß World Gold Council zeigen sich auch die weltweit physischen Nettokäufe von Goldmünzen und -barren 2018 mit einem Zuwachs von 4 Prozent zum Vorjahr stabil. Vor allem aber fiel die Goldnachfrage der Notenbanken mit einer Zuwachsrate von 74 Prozent gegenüber 2017 extrem stark aus. So umfangreich hinzugekauft haben sie zuletzt vor 47 Jahren. Ihre Diversifizierungspolitik in das sachkapitalistischste aller Anlagegüter hält seit 2008 unvermindert an. Insgesamt finden Netto-Goldrückgaben seit dem IV. Quartal 2007 nicht mehr statt.

Die weiteren Gold-Aussichten bleiben freundlich

Laut World Gold Council ist in den kommenden Jahren mit einer anziehenden Nachfrage insbesondere aus Indien und China zu rechnen. Neben Saisonalität und Wohlstandssteigerungen stellen Irritationen über die überbordende US-Verschuldung und die Skepsis gegenüber der Bonität amerikanischer Staatsanleihen Kaufmotive dar.

Grundsätzlich bleibt Gold in einer völlig überschuldeten Finanzwelt, in der Stabilitätsbeschwörungen nur noch in Sonntagsreden vorkommen, ein nachhaltig bedeutender Vermögensbestandteil. Gold zur langfristigen Risikominimierung dürfte vermutlich auch bei institutionellen Investoren wie Staatsfonds eine zunehmend größere Rolle spielen. Das spricht dafür, dass der Anteil von Gold am globalen Anlagevermögen von aktuell nur rund 0,6 Prozent zunimmt. Schon eine schrittweise Steigerung auf ein Prozent wie zur Hochzeit der Eurokrise 2011/2012 würde den Goldpreis massiv unterstützen.

Warum steigt der Goldpreis angesichts von Krisen und Zinsarmut nicht dramatisch an?

Zentralbanken haben kein Interesse an einer Parallelwährung „Gold“, die sich bei nachhaltigem Preisanstieg etablieren und damit die Akzeptanz von Geld gefährden würde. Denn nur mit der Akzeptanz von beliebig vermehrbarem Geld ist die Schuldenwelt mit der Allmacht der Geldpolitik zu refinanzieren, sozusagen zu retten.

Daneben scheint die Attraktivität anderer Anlageklassen immer noch so groß zu sein, dass sich die Goldnachfrage in Grenzen hält. Tatsächlich scheinen die Immobilien- und Aktienhausse schlagende Kaufargumente geliefert zu haben und immer noch zu liefern. Zudem werden die systemischen Risiken wie politische Katastrophen oder Währungsreformen und Schuldenkrisen zurzeit für so wenig wahrscheinlich erachtet, dass der Goldpreis dem im Trend steigenden globalpolitischen Krisenindex nicht in gleichem Maße folgt. Die Anleger gehen davon aus, dass das „Gute“ die Oberhand behält und jeder (finanz-)politische Super-GAU verhindert werden kann.

Abseits eskalierender Konflikte kommen dem Edelmetall trotz Zinsarmut zwar nicht die fundamental völlig gerechtfertigten Preissteigerungen zugute.

Dennoch, für Gold spricht seine Werterhaltungsfunktion. Selbst bei Erscheinen eines besonders großen schwarzen Schwans würde es nicht ausfallen und weiter Lebenssicherheit gewähren. Diese Funktion als sicherer Hafen haben Staatspapiere trotz der ihnen angedichteten Stabilität noch nie erfüllen können. Finanzhistorisch haben sie alle früher oder später das Zeitliche gesegnet. Gold bleibt garantiert die sicherste aller Vermögensformen und sollte jedem Anleger in begrenztem Umfang etwas Wert sein. Dass Zentralbanken unvermindert physische Goldbestände anhäufen, sollte den Anleger die letzte Skepsis gegenüber dem Goldbesitz nehmen.

Gold in welcher Anlageform?

Da es bei Gold-Investments vor allem um nachhaltigen sachkapitalistischen Vermögenserhalt geht und nicht um kurzfristige Renditeerwirtschaftung, sollten Anleger bei der konkreten Anlageform auch auf Nummer sicher gehen, d.h. physisches Gold vor allem in Form handlicher Münzen und Barren bis zu einer Unze wählen.

Natürlich kann man auf den kurzfristigen Preis von Gold spekulieren. Hierzu bietet die Finanzindustrie viele börsengehandelte Produkte an, die die Wertentwicklung des Goldes exakt nachbilden oder hebeln, ohne die für physische Produkte typisch hohen Aufschläge auf den Kaufpreis zahlen zu müssen. Gegenüber Goldminenaktien haben diese Produkte den klaren Vorteil, dass bei ihnen keine Aktienrisiken wie z .B. standortpolitische Handicaps wie politische Risiken oder Streiks zum Tragen kommen.

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de

Disclaimer

Veröffentlichungen und Mitteilungen über Finanzprodukte und Kapitalmarktanalysen dienen der Informationsgebung, entweder durch Dritte oder durch eigene Beschreibungen. Die hier aufgeführten Äußerungen, Analysen und Produktbewertungen sind ausschließlich Meinungen und Ansichten des Herausgebers bzw. Produktgebers. FMM-Magazin.de führt keine Finanzberatung durch, ruft nicht zum Erwerb oder zum Verkauf von Anlageprodukten oder Wertpapieren auf und führt keine Rechtsberatung durch. Interessierte Anleger sollten sich grundsätzlich Emissions-/Produktprospekte genau anschauen. Die Aufsichtsbehörde für das Versicherungs- und Finanzwesen ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn.

 

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